Im Sommer genießen viele Nutztiere den Auslauf auf Weiden oder Alpen. Doch was passiert eigentlich mit ihnen, wenn der Winter Einzug hält?
Friert eine Kuh im Winter? Braucht ein Schaf, trotz seiner Wolle, zusätzlichen Schutz vor Kälte? Sind Ziegen bei Frost lieber im Freien oder bevorzugen sie einen heimeligen Stall? Eines ist klar – auch für Tiere stellt die kalte Jahreszeit eine körperliche Herausforderung dar. Wie auch der Mensch, brauchen Nutztiere wie Rinder, Schafe und Ziegen im Winter mehr Energie für die Produktion von Körperwärme. Für diese Energiegewinnung müssen die Tiere in der kalten Jahreszeit mehr Nahrung aufnehmen – die Futterreserven des Sommers werden jetzt verfüttert.
Von November bis März/April verbringen Nutztiere in unseren Breitengraden generell die meiste Zeit in den Ställen. Denn hier sind sie vor starken Temperaturschwankungen, Niederschlägen und Zugluft geschützt und haben ständigen Zugang zu Wasser und frostfreiem Futter. Neben der richtigen Temperatur muss vor allem auf die Luftfeuchtigkeit im Stall geachtet werden. Eine einzige Kuh atmet beispielsweise pro Tag ca. 30 Liter Wasser aus. Eine ständige Frischluftzufuhr ist deshalb unerlässlich.
Rinder haben’s lieber kühl
Die sogenannte „thermoneutrale Zone“ (Behaglichkeitsbereich) liegt bei Rindern zwischen –5 und +15 °C, wobei sie tiefe Temperaturen besser vertragen als hohe. Ab 25 °C bekommen sie eine Art „Hitzestress“ und reagieren darauf mit geringerer Nahrungsaufnahme.
Viele Rinder verbringen die kalte Jahreszeit hauptsächlich in den Ställen – manchen steht aber auch im Winter am Hof ein Auslauf auf befestigtem Grund oder teilweise sogar auf Schnee zur Verfügung. Das Winterfell, welches im Herbst wächst, wird vor der „Einwinterung“ im Stall meist geschoren, da es den Tieren ansonsten dort schnell zu warm wird. Spezielle Arten wie Schottische Hochlandrinder oder Yaks, die extreme klimatische Bedingungen gewohnt sind, können auch bei uns das ganze Jahr über auf der Weide sein – ein Unterstand muss aber auch ihnen zur Verfügung stehen.
Schafe haben ihren eigenen „Wollmantel“
Grundsätzlich sind Schafe durch ihre Wolle gut gegen Kälte geschützt. Fallen die Temperaturen im Winter stark, ist jedoch der Energieaufwand für die Körper der Tiere so hoch, dass sie nicht mehr an Gewicht zulegen. Zudem ist langer Auslauf auf kalten, schlammigen Böden schlecht für die Klauen von Schafen, Rindern und Ziegen.
Oft werden Schafe geschert, bevor sie den Winter über in den Stall gebracht werden, damit sie dort nicht schwitzen. Sind sie in einem kalten Stall untergebracht, erfolgt die Schur erst im Frühjahr. Das Scheren dient – neben der Gewinnung der Wolle – auch als Pflegemaßnahme gegen Ungeziefer, das sich gerne im Fell festsetzt.
Ziegen sind kälteempfindlicher
Da ihnen ein dickes Fellkleid fehlt, sind Ziegen kälte- und nässeempfindlicher als Schafe, wobei Fleischziegenrassen (zB die Burenziege) robuster sind. Vor allem Milchziegen bevorzugen die angenehmeren Temperaturen im Innenbereich und verbringen deshalb eine längere Periode im Stall.
Das Huhn im Winter
Kälte und Nässe können Hühnern zu schaffen machen. Es besteht die Gefahr von Eileiterentzündungen und die Legeleistung geht zurück. In der Freilandhaltung stehen den Hühnern überdachte Scharrräume im Außenbereich zur Verfügung, deren Böden mit Sand, Hackschnitzeln oder Dinkelspelz ausgestreut sind. Beim Ländle Wiesenhuhn hingegen ist der Name Programm: Als saisonales Produkt ist das Fleisch im Winter nicht erhältlich.
Bienen in der „Wärmekugel“
Ausflüge in der kalten Jahreszeit sind nichts für die fleißigen Bienen. Sie verbringen den Winter in ihren Stöcken und ernähren sich vom Honig, den sie das Jahr über gesammelt haben, sowie von Zuckerwasser, welches sie vom Imker bekommen. Bei der Honigernte ist also darauf zu achten, dass für das Bienenvolk genug vom flüssigen Gold in den Waben gelassen wird. Damit sie die kalten Temperaturen gut überstehen, formieren sich Bienen – gegen den Wärmeverlust – zu einer „Kugel“. Durch Bewegungs- und Körperwärme heizt es sich im Inneren auf. Sobald sich jene Bienen in der Mitte aufgewärmt haben, krabbeln sie nach außen und lösen ihr Artgenossen dort ab, welche dann ins Zentrum wandern. Ein ständiger Kreislauf.