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Jürgen Sutterlüty Im Portrait

Früher war es nicht hip, regionale Produkte zu verkaufen.

Jürgen Sutterlüty Im Portrait

Regionale Produkte sind gefragt wie nie. Mit der neuen Reihe „nochgfrogt“ wird luag in den nächsten Ausgaben Personen zu Wort kommen lassen, die im Kontext regionaler Lebensmittel in Vorarlberg eine zentrale Rolle spielen. Den Anfang macht Jürgen Sutterlüty mit seiner persönlichen Einstellung zum Thema.

Das Thema Regionalität begleitet Sie schon fast Ihr ganzes berufliches Leben – hat sich Ihre Einstellung zu dem Thema im Laufe der Jahre verändert?

Meine grundsätzliche Einstellung hat sich nicht verändert, jedoch die Herangehensweise, wie wir das heute machen. Früher wurde unser Tun eher belächelt, es war eben nicht hip, regionale Produkte zu verkaufen. Heute ist das ganz anders und die Kunden haben klare Vorstellungen. Wir übernehmen heute Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette. Vom Ursprung des Produktes, sei es im Gemüseanbau oder der Tierhaltung, über die Be- und Verarbeitung bis zur Verpackung können unsere Kunden sicher sein, dass dort wo Regionalität drauf steht, auch Regionalität drinnen ist.

Worauf achten Sie persönlich beim Kauf von Lebensmitteln – wenn gerade mal kein Sutterlüty in der Nähe ist?

Ich koche selber gerne im Familien- und Freundeskreis. Am liebsten gemeinsam, das finde ich total entspannend und kommunikativ. Meinen Einkauf tätige ich natürlich bei Sutterlüty, das gibt mir den besten Einblick aus der Kundensicht. Wenn ich unterwegs – meist im Ausland – die Branche analysiere, richte ich meine Einkäufe nach Neuem und Unbekanntem aus, Zuhause bevorzuge ich Bio und Regionales.

Wie wird sich das Thema Regionalität aus Ihrer Sicht entwickeln?

Die regionalen Anbieter werden nicht umhin kommen, ihr Tun konsequent, transparent und nachvollziehbar offenzulegen. So wie von guten Partnern heute schon praktiziert. Joschka Fischer hat auf der Grünen Woche in Berlin einmal den Ausspruch getätigt: „Regionaler Mist bleibt Mist.“ Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Die reine Herkunft eines Produktes sagt nichts über die Qualität aus. Ich gehe also davon aus, dass sich die Unterscheidungsmerkmale mehr in Richtung Qualität orientieren werden.

Die Handelsbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Neue Wettbewerber aus dem Onlinegeschäft drängen in den Lebensmittelmarkt, neue Logistikkonzepte, wie die Zustellung mittels Drohnen, stehen im Raum etc. Wird es den stationären Handel in seiner heutigen Form in zehn Jahren noch geben?

Ja, mit Sicherheit. Mir ist bis dato kein einziges wirtschaftlich funktionierendes Onlinekonzept bei Lebensmitteln bekannt. Dennoch wird sich vieles verändern, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Die Kunden werden anspruchsvoller und wollen in allen Lebensphasen bestmöglich bedient werden will.

Die Vorarlberger Landwirtschaft ist sehr klein strukturiert und kann preislich mit internationalen Großbetrieben in Holland oder Deutschland nicht mithalten. Wo sehen Sie Chancen für heimische Produkte und was müssen diese Produkte „können“?

Wir können im Ländle nur über die Qualität, die Einzigartigkeit unseres Tuns, die Unterscheidbarkeit unserer Handlungen in der Art und Weise wie wir wirtschaften und als gesamte, schlüssige Geschichte einen Mehrwert erzielen. Wir brauchen die Kooperation zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Industrie. Die Industrie wird ohne funktionierende Landwirtschaft und eine gepflegte Kulturlandschaft keine Mitarbeiter mehr ins Ländle locken können. Tourismus und Landwirtschaft sind ohnehin untrennbar verbunden. Es stellt sich nur die Frage, ob das allen handelnden Akteuren auch bewusst ist. Die Aufgabe der Landwirtschaft sollte es sein, mehr neue, innovative und die Vielfalt fördernde Projekte in Angriff zu nehmen. Milch als Grundlage von Käse wird wohl noch länger unser Kernprodukt bleiben, aber ich wünsche mir einen höheren Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln insgesamt.

Es gibt unterschiedliche Abstufungen regionaler Lebensmittel bei Sutterlüty. Wie genau definieren Sie „regional“?

Wir unterscheiden zwischen den zwei Herzen mit „us´m Ländle – mit dem Bezug auf den Standort und die Wertschöpfung von über 50 Prozent im Land“ und „Ländle Pur – mit der nahezu kompletten Wertschöpfung aus dem Land (bis auf Zutaten wie Gewürze, Salz ….)“. Als Speerspitze sehen wir die Eigenmarke Sutterlüty´s, die sich auf den Bodenseeraum bezieht. Von der Insel Reichenau bis an den Arlberg. Hier übernehmen wir die komplette Verantwortung über das gesamte Produkt in Premium Qualität, jedoch immer mit klarer Transparenz hinsichtlich unserer Partner. Wir sehen uns selber als Plattform der Vernetzung zwischen Bauern, Produzenten und Kunden.

Sutterlüty ist Teil der Rewe Group. Gibt es im Einkauf dadurch viele Vorgaben oder kann autark gearbeitet und bei regionalen Lieferanten eingekauft werden?

Dass wir Teil der Rewe Group sein sollen, ist mir neu. Wir sind eine Unternehmensgruppe mit einer Holding, die zu 100 Prozent im Wälder Familieneigentum ist. Wir entwickeln Standorte und betreiben diese als Supermärkte, wir produzieren Backwaren mit Hammerl, Fleisch- und Wurstwaren mit Broger und vermarkten Käse über Käse Moosbrugger, an dem wir mit 49 Prozent beteiligt sind.

Unser Service Center ist in Egg, von wo wir das Unternehmen steuern. Die Produktionsbetriebe werden von Geschäftsführern eigenverantwortlich geleitet, unsere Märkte von erfahrenen Geschäftsleitern mit Eigenverantwortung oder Marktmanagern, wenn sie noch Erfahrung sammeln. Alle arbeiten vernetzt zusammen und haben den Auftrag, alles im Sinne der Wertschöpfung bestmöglich mit und aus der eigenen Region zu erwirtschaften. Broger ist beispielsweise der größte Vermarkter von heimischem Kalbfleisch oder Alpschweinen. Hammerl kooperiert mit dem Martinshof aus Buch beim Dinkel. So sind in den letzten Jahren wieder 150 Hektar Dinkelanbau in Vorarlberg neu entstanden. Mit Käse Moosbrugger sind wir sogar international erfolgreich unterwegs und kaufen zwischenzeitlich rund 800 Tonnen Käse bei unseren regionalen Sennereien.

Mit der Rewe haben wir eine Einkaufskooperation begründet, an welcher diese mit 24,9 Prozent beteiligt ist. Als kleiner regionaler Lebensmittelhändler ist ein guter Großhandelspartner eine Überlebensfrage. Wir brauchen im nationalen oder internationalen Einkauf einen leistungsfähigen Partner.

Wer ist ihr längster regionaler landwirtschaftlicher Lieferant und seit wann liefert er?

Das ist mit Sicherheit die ehemalige Großmolkerei in Dornbirn – heute die Vorarlberg Milch. Auf einen einzelnen kleinen Landwirtschaftsbetrieb bezogen, meine ich, dass wir mit Metzler naturhautnah in Egg die längste Partnerschaft pflegen. Toll, was aus Metzlers geworden ist. Ein Vorzeigebetrieb für den gesamten Alpenraum und es gibt noch einige solcher Partner, auf die wir richtig stolz sind.

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