Wo der Käse zum Gedicht wird
Die Sennerei Schnifis ist ein Paradebeispiel dafür, wie Regionalität und Qualität in allen Facetten funktioniert. Mit großem Einsatz und vorausschauendem Blick hat sich die Genossenschaft landesweit einen Namen gemacht. Und mit dem Laurentius gibt es auch noch eine Besonderheit.
Stimmt! Ein wenig Muse wohnt dem Laurentius schon inne. Ist er doch so was wie ein kulinarisches Aushängeschild von Schnifis. Und auch der Meister des Hoheliedes hätte sicher seine Verse und Strophen auf die besondere Spezialität niedergeschrieben. Nicht umsonst wird er auch als „Gedicht von einem Käse“ beschrieben, dessen Name an den bedeutenden Barockdichter, Musiker und Prediger „Laurentius von Schnüfis“ angelehnt ist. „Der Laurentius ist für uns schon ein bisschen zur Marke geworden“, spricht es Markus Hartmann, seit 2018 Obmann der Sennerei Schnifis, bescheiden aus. Die zarten Noten und milchigen Aromen sind wahrlich ein gustatorisches Erlebnis für jeden Gaumen. Sozusagen Lyrik und Poesie gleichermaßen, bei der die Geschmackssinne in Verzückung geraten. Einst war es Hartmann selbst, der die besondere Rezeptur mitentwickelt hat, die bis heute so geheimnisvoll ist, wie die Sagen, die sich rund um die Dreiklang-Gemeinde ranken. „Es liegt an der Heumilch, an den Kulturen, die wir beisetzen, und an der Machart, die den Laurentius zu etwas Einmaligen machen“, ergänzt der 47-Jährige, der mit der Käseerzeugung seit seiner Lehrzeit eng verbunden ist.
Alle Facetten kennengelernt
Der Dünserberger, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 18 Milchkühen führt, hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Etwas, was ihm auch als Betriebsleiter und Obmann der Genossenschaft immer wieder zu Gute kommt. Hartmann kennt alle Facetten einer Sennerei und ist auch ein wichtiges Bindeglied zu den zwölf landwirtschaftlichen Betrieben, die jährlich über zwei Millionen Liter Heumilch liefern. Einer davon ist Engelbert Mähr, der in der Sennerei die Lehre absolvierte und im Juli 2021 den elterlichen Hof in dritter Generation übernahm. Er steht, wie die Sennerei, für stetige Modernisierung und Innovation, um für die Zukunft gerüstet zu sein. „Es ist uns wichtig, dass es weiterhin Landwirtschaftsfamilien gibt, um die Genossenschaft zu erhalten“, beschreibt Hartmann die Philosophie der Sennerei, deren Geschichte 1906 begann. Denn ohne den Rohstoff Milch würde es keine Käseherstellung geben.
Durch den Weg, voll und ganz auf Regionalität zu setzen, hat sich die aus 21 Mitarbeitenden bestehende Genossenschaft, ihren Platz im globalen Markt gesichert. „Es macht uns stolz, dass wir die Produkte vor der Haustür vermarkten dürfen und die komplette Handelsschiene bedienen können", bringt es Hartmann auf den Punkt. Was simpel klingt, ist nur durch vollen Einsatz und ein starkes motiviertes Team möglich. Hinter der Philosophie stecken arbeitsintensive Prozesse, die nur durch größten Einsatz aller bewältigt werden können. Was möglich ist, wird intern abgedeckt, da der eigene Fingerabdruck mit sehr viel Inspiration verbunden ist.
Um als kleine, innovative Sennerei erfolgreich zu sein, bieten wir eine abwechslungsreiche und vielfältige Produktpalette an. Deshalb reicht das Angebot weit über den bekannten Laurentius hinaus. Hartmann zählt mit den Fingern auf, was in der Sennerei Schnifis an sieben Tagen die Woche alles produziert wird. „Der echte Schnifner Bergkäse, halbharter Schnittkäse (Laurentius), Fruchtjogurt, Naturjogurt, Topfen, Butter, Reibkäse, Sauerkäse.“ Das sind acht verschiedene Sparten, die nochmals in unterschiedliche Abstufungen und Sorten gegliedert sind. So kann man beispielsweise aus acht verschiedenen Fruchtjoghurts wählen. Jenes mit Birnengeschmack wurde im Vorjahr mit dem Kasermandl ausgezeichnet. Immer wieder darf sich die Sennerei über höchste Prämierungen freuen.
Molke wird zu Strom
Bei der Vermarktung spielt „Üs´r Lada“, der eigene Verkaufsladen, eine große Rolle. Er steht für die Identifikation der Sennerei. Hier wird auch das Regionale voll gelebt. „Der direkte Kontakt ist uns sehr wichtig. Es ist eine Stärke die wir beibehalten wollen“, bekräftigt Petra Frick, die unter anderem für das Marketing und die Kundenbetreuung zuständig ist. Die 39-Jährige ist seit August 2023 im Unternehmen. Für Markus Hartmann ist es wichtig, dass der Laden auch am Wochenende geöffnet hat. Dann nämlich, wenn Tagestouristen oder Gäste einen Ausflug nach Schnifis machen und sich mit köstlichen Produkten aus der Sennerei eindecken können. Neben dem Bestehenden gilt es auch, in die Zukunft zu blicken. Etwas, was man in der Genossenschaft von jeher getan hat. Bereits vor 20 Jahren wurde der Ölbrenner gegen eine Heißwasser-Anlage ausgetauscht. In Zeiten, in den von Energiekrise und Klimaschutz noch wenig zu hören war. Eine PV-Anlage mit 42 kw/Peak Leistung war 2018 ein weiterer Schritt in die Energieautarkie. Die Genossenschaft ist auch Mitglied der Energiegemeinschaft Schnifis, deren Ziel es ist, ein internes Stromnetz aufzubauen. Dass auch eine Käserei dabei zum Stromerzeuger werden kann, mag verwundern. Möglich wird dies durch die bei der Produktion anfallende Molke, die durch eine spezielle Anlage, beim Familienbetrieb Johannes Stachniss, in Strom umgewandelt wird. Mit dem neuen Käsekeller, der 2021 fertiggestellt wurde, bieten sich optimale Lagermöglichkeiten für die Laibe. Hier können sie ihn Ruhe reifen. Eine Ruhe, die es im täglichen Geschäft nicht gibt. „Wir dürfen nicht bequem werden“, sind sich die Genossenschaftsmitglieder einig. Schließlich soll der Laurentius weiterhin ein Gedicht von einem Käse bleiben.
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Hofladen - Öffnungszeiten: Mo bis Sa 8:00 - 12:00 und 17:00 - 18:30, Sonn- und Feiertag 9:00 - 11:00 und 17 - 18:30