Witzemann Werner & Evi
SB
Wolfurterstraße 16
6923 Lauterach
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Wo die Äpfel aus dem Paradies kommen
Der Baum der Erkenntnis wächst in Höchst bereits seit drei Generationen. Aber nein, nicht der biblische Sündenfall im Alten Testament ist damit gemeint, sondern vielmehr die Symbolik, dass der Großvater von Werner Witzemann einst im Paradies mit dem Anbau von Äpfeln begann.
Ja, das Paradies gibt es tatsächlich in Vorarlberg und befindet sich nahe der Schweizer Grenze in Richtung Gaißau. Ein kleines Fleckchen Erde, das allein von der Lage her unweit des Bodensees etwas Himmlisches beinhaltet. Wo also könnte es einen idealeren Ort geben für eine Frucht, die seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte verführt. Im Fall von Werner und seiner Frau Evi – passender könnte ein Name im Paradies nicht sein – sind es neun Apfelsorten, die auf rund zwei Hektar gedeihen. Knackig-saftig sind sie allesamt – ebenso richtig zum Reinbeißen.
Stetig neue Bäume gesetzt
Was einst mit Hochstämmen anfing, hatte Vater Werner mit den ersten 300 Spindelbäumen fortgesetzt und sein ebenfalls Werner heißender Sohn kontinuierlich ausgebaut. „Jedes Stück Boden, das ich damals erwarb, nützte ich zum Bäume pflanzen“, erinnert sich der über 60-Jährige an diese Zeiten zurück. Zweimal setzte er jeweils 2.000 Stück ein, „und beim zweiten Mal sogar einen zusätzlichen“, fügt er mit einem Schmunzeln dazu. „Weil damals Nachwuchs unterwegs war.“ Nachwuchs Stefan und sein jüngerer Bruder Florian sind mittlerweile beide erwachsen. Beide helfen im kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit, wenn Hochsaison ist. Von Beginn an wurde der Obstanbau – neben Äpfeln auch noch Zwetschken, Kirschen und Birnen – im Nebenerwerb betrieben. „Leben könnte man ohnehin nicht davon“, bekräftigt Werner, der seit 2022 in Pension ist und zuvor 47 Jahre bei der Firma Alpla als Werkzeugmacher beschäftigt war. Auch Ehefrau Evi, gelernte Altenpflegerin, ist im Betrieb involviert. „Die Arbeit reicht, dass eineinhalb Personen das ganze Jahr beschäftigt sind“, so die beiden, die in Lauterach ihr Zuhause haben. Allein 140 Stunden gehen beispielsweise dafür drauf, dass die Bäume in den Plantagen geschnitten werden. Nur ein Bruchteil jener Zeit, die das Ehepaar auf den Feldern verbringt.
In der Pension ist es etwas lockerer
„Jetzt in der Pension ist es schon ein wenig lockerer geworden“, ist der Druck einer Passion gewichen, die für die beiden auch eine gewisse Erfüllung bedeutet. Stand Werner früher bereits um halb fünf auf und kam erst bei Dunkelheit heim, läutet nun erst um halb sieben am Morgen der Wecker. „Und im Fernsehen kann ich mir nun Vorarlberg heute auch täglich anschauen“, fügt er mit einem Lachen an. Treu geblieben sind die Witzemanns hingegen der Selbstvermarktung. Die schmackhaften Ländle Äpfel sind in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Unternehmen genauso beliebt wie bei den privaten Konsumenten. Ab einer Menge von zehn Kilogramm stellen die beiden persönlich zu, der Radius reicht dabei von Bregenz bis nach Feldkirch. In 20 Jahren hat sich vieles eingespielt und das gegenseitige Vertrauen ist groß. „Wir schauen, dass wir immer das Passende parat haben, mischen auch mit den Sorten durch.“ So etwa bevorzugen Kinder oder auch Krankenhäuser aus Portionsgründen eher kleinere Äpfel.
Ganz andere Erfahrungen hat das Paar hingegen mit dem Ab-Hof-Verkauf gemacht. Immer wieder wurden die Äpfel einfach so mitgenommen oder gar größere Mengen gestohlen. Nicht nur einmal war die Enttäuschung groß, als die Waren weg und die Kasse am Abend fast leer war. „Einen habe ich persönlich beim Stehlen erwischt.“ Er stellte den Mann zur Rede, der ihm sofort 50 Euro überreichte. Der Sündenfall ereignete sich zwar nicht im Paradies, dafür aber direkt vor den Toren der Witzemanns in Lauterach. Deshalb beschlossen sie, auf ein Automatensystem umzustellen.
Jede Menge Arbeit und Investitionen
Hinter jedem herzhaften und gesunden Ländle Apfel stecken nicht nur viel Arbeit, sondern auch Investitionen. Um etwa gegen den Frost gewappnet zu sein, schafften die Witzemanns 2020 eine spezielle Regenanlage an. Ist es (zu) kalt, besprüht ein feiner Wasserstrahl die empfindliche Blüte. Das Wasser friert ein und bildet eine Schutzhülle. Sind die Äpfel reif, kommen sie zur Aufbewahrung in ein CA-Lager. Darin herrscht eine kontrollierte Atmosphäre aus niedrigeren Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit, nur zwei bis drei Prozent Sauerstoff und erhöhtem Kohlendioxidgehalt. Unter diesen konstanten Bedingungen bleiben die Äpfel frisch und können bis in den Juni hinaus verkauft werden.
Viele bekannte Sorten
Neun Sorten bieten die Witzemanns zum Verkauf an. Darunter natürlich die bekannten wie Elstar, Gala, Jonagold und Boskop. Auch Idared mit seinem festen Fruchtfleisch und der feinen Säure eignet sich hervorragend zum Kochen und Backen. Der Topaz-Apfel hingegen schmeckt sehr aromatisch und feinsäuerlich mit gut ausgewogenem Zucker-Säure-Verhältnis. Der Pinova wiederum punktet neben seinem süßsäuerlichen Geschmack auch mit seiner leuchtend roten und druckfesten Schale. Das macht ihn lange lagerungsfähig. Nicht von schlechten Eltern ist der Rubinette – entstanden aus Golden Delicious und Cox Orange. Allein das macht ihn schon zum Sündenfall. Wer einmal das besonders intensive Aroma mit süßsäuerlicher Note auf der Zunge zergehen lässt, wird sich immer wieder verführen lassen. Einmal reinbeißen und schon geht’s auf direktem Weg ins Paradies. Wer möchte jetzt nicht kraftvoll in einen Apfel beißen?
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