Am Zangerlhof in Rankweil leben Schweine nach ihren natürlichen Bedürfnissen unter freiem Himmel.
Schweine in Freilandhaltung. Das kommt leider nur sehr selten vor. Umso erfreulicher ist der Anblick am Zangerlhof in Rankweil, wo eine freche „Rüsselbande“ nach Herzenslust unter freiem Himmel herumwühlt. Neugierig begutachtet sie jeden Neuankömmling und streckt ihm die Nase entgegen. In der Hoffnung, dass etwas Feines für sie abfällt. „Acht Stück halten wir auf diese Art“, klärt Claudia Rosenzopf auf. Die 34-Jährige arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann Josef (35) und ihrem Vater Franz Zangerl (62) auf dem Hof. Die Geschichte des Bauernhofes beginnt jedoch schon anno 1906 mit einer
Ziegelei. 1969 wurde das Anwesen im Zuge der Ablöse für den Bau der A14 neu errichtet und 1971 zog die Familie in den neuen Hof. Franz Zangerl führt ihn seit 1990.
„Tierle luaga“
Während der Landwirt mit Leib und Seele ein wenig aus der Familiengeschichte erzählt, schauen am offenen Gelände ein paar Leute vorbei. Zum einen um mit den Kindern „Tierle zum luaga“ und zum anderen, um aus der SB-Theke die köstlichen Produkte, die direkt vom Hof stammen, zu erwerben. Längst gilt das Anwesen als tierisches (und menschliches) Idyll. „Es ist immer etwas los auf dem Hof“, bekräftigen Claudia und Josef. Neben den Schweinen tummeln sich noch ein paar Dutzend Weiderinder, 350 Hühner sowie Enten und Gänse herum. Letztere genießen den Teich und werden weder verkauft noch geschlachtet, wie Claudia Rosenzopf betont. Nicht zu vergessen die Hofkatze, die sich über viele Streicheleinheiten der
kleinen Besucherinnen und Besucher freut.
Ich könnte durchaus noch ein paar Schweine mehr dazunehmen, aber es geht uns nicht um die Quantität.
Josef Rosenzopf
Landwirtschaft mit Leidenschaft
Dass im urbanen Raum an der Ortsgrenze zu Feldkirch-Altenstadt und Rankweil ehrliche Landwirtschaft mit Leidenschaft gelebt wird, liegt an der Einstellung der Betreiber. Sie erkannten früh, dass ein klein strukturierter Betrieb nur mit viel Engagement und Empathie zu den Tieren und deren Produkten ein sicheres Fundament bietet. So ist es gar nicht der Anspruch, größer zu werden, obwohl die Erzeugnisse durchaus begehrt sind. „Ich könnte durchaus noch ein paar Schweine mehr dazunehmen, aber es geht uns nicht um die Quantität“, betont Josef Rosenzopf. Weniger, dafür qualitativ hochwertig, lautet das Motto. Dabei ist vor allem die Schweinehaltung normalerweise das Stiefkind der Landwirtschaft. Der Beton-Vollspaltenboden ist meist harte Realität für die sensiblen Borstentiere.
Am Zangerlhof heißt es für sie jedoch „Schwein gehabt“. Die Hofbetreiber haben sich für eine alte Schweinerasse entschieden. Eine Kreuzung aus Duroc und Pietrain. Diese Mischung ergibt ein zartes Fleisch mit feinen Marmorierungen. Am Gaumen wird der Unterschied zum Schwein aus der industriellen Massentierhaltung sofort spürbar. Von der Statur her sind die „Durocs“ sehr robust – sie können bei jedem Wetter im Freien gehalten werden. Eine weitere Eigenschaft ist ihre Gelassenheit. Am Hof können sie ihre Lebenszeit völlig stressfrei verbringen. Rund elf Monate sind sie bei der Schlachtung – diese erfolgt einen Steinwurf entfernt in Brederis.
Umgestellt auf Weiderinderhaltung
Im September 2019 wurde der Betrieb zudem von Milchviehwirtschaft auf Weiderinderhaltung umgestellt. Die Rinder, die als Kälber auf den Hof kommen, können sich auf der Weide oder im Laufstall frei bewegen und werden ausschließlich mit eigenem Futter versorgt. Auch das Rindfleisch gibt es direkt ab Hof – ein Teil wird auch an Spar verkauft. Für den gelernten Dachdeckermeister Josef Rosenzopf war der Einstieg in den Betrieb wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Von der Pike auf musste er sich hineinleben, derzeit absolviert der 35-Jährige eine Ausbildung an der Landwirtschaftsschule. Das bedeutet, an sieben Tagen die Woche „fulltime“ bei der Sache zu sein. „Ich bin richtig in den Hof hineingewachsen“, erzählt er von den Anfängen, die mittlerweile elf Jahre zurückliegen. Aus der Beziehung mit seiner Frau sind mit Lukas und Sarah zwei Kinder entstanden.
Beide wachsen inmitten der Tiere auf. „Lukas ist Fuhrparkexperte und Entenfütterer, Sarah Produktverkosterin und Katzenliebhaberin“, sagt das Ehepaar lachend über seinen Nachwuchs.
Ein Hof als „Rohdiamant“
Josef Rosenzopf war von Anfang an klar, dass dieser „Rohdiamant“ wie er ihn
bezeichnet, nur gemeinsam weitergeführt werden konnte. Schließlich handelt es sich um einen Vollerwerbsbetrieb. Dann folgte die Corona-Pandemie, die unser aller Leben nun schon mehr als ein Jahr prägt. Auch den Zangerlhof, war doch auch die Gastronomie ein Abnehmer der Produkte. Kompensiert wurde dies mit einem vermehrten Ab-Hof-Verkauf. Trotz aller Distanz, die uns Corona aufzwingt, geht es am Bauernhof auch um das Erleben. Menschen aller Altersschichten interessieren sich für die Herkunft der Produkte, gesunde Ernährung spielt eine immer stärkere Rolle. Am Zangerlhof folgt das alles komplett transparent. Da kann man ruhig einmal die Nase hineinstecken. So wie es die kecke „Rüsselbande“ macht. „Wir müssen nichts verstecken und niemandem etwas vorspielen. Bei uns darf eine Kuh auch einmal humpeln. Das tun Menschen ja auch manchmal.“
Zangerlhof
6830 Rankweil
Churerstraße 57
T 0650/367 00 77
info@zangerlhof.at