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Reinhard Lechner Mit Käse Und Bierglas In Den Händen

Botschafter heimischer Lebensmittel

Reinhard Lechner Mit Käse Und Bierglas In Den Händen

Anlässlich des 30-Jährigen Jubiläums der Vorarlberger Käseprämierung Schwarzenberg haben wir mit einem der Initiatoren der Veranstaltung gesprochen: Käsesommelier Reinhard Lechner. Der geborene Steirer hat in Vorarlberg und der Schweiz viele Projekte zur Steigerung der Wertschätzung und Wertschöpfung landwirtschaftlicher Produkte betreut. Darüber wollten wir mehr wissen.

Reinhard Lechner am Weinlesefest mit Käse und Rotwein in den Händen @ Bertl Schleich (18)

Man kann dich durchaus einen Botschafter heimischer Lebensmittel, insbesondere des Käses, nennen. Deine Wurzeln sind jedoch nicht bäuerlich, wie bist du dazu gekommen?

Reinhard: Bereits als junger Mann habe ich die Steiermark verlassen und bin nach einem kurzen Aufenthalt in Spanien in der Schweiz gelandet, wo ich 1983 eine Ausbildung zum Betriebsökonom mit Schwerpunkt Marketing abgeschlossen habe. Von dort an war ich in der Gastronomie tätig, vom Hauben Lokal bis zur Systemgastronomie war alles dabei. Es war ein Berufsfeld, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Nach einem schweren Verkehrsunfall Anfang der 1990er Jahre konnte ich die Arbeit, bei der man ständig auf den Beinen ist, aber nicht mehr fortführen. Dann wurde 1991 die Stelle des Geschäftsführers für den Vorarlberger Naturprodukteverein ausgeschrieben. Das hat mich sehr gereizt, weshalb ich mich dafür bewarb.

Und du hast die Stelle ohne landwirtschaftlichen Background erhalten?

Reinhard: Bäuerliche Direktvermarktung und Regionalmarketing waren damals für Landwirte noch Neuland. Deshalb setzte der Vorstand des Vorarlberger Naturproduktevereins unter der Führung des damaligen Präsidenten der Landwirtschaftskammer Vorarlberg Gebhard Halder und Kammerdirektor Dr. Gebhard Bechter auf Initiativen in den Bereichen Marketing und Kommunikation. Der Vorarlberger Naturprodukteverein wurde gegründet, um die Wertschätzung und Wertschöpfung regionaler Produkte zu steigern.

Aus diesem Verein ist dann Anfang der 2000er das Ländle Marketing mit dem Ländle Gütesiegel entstanden. Bereits damals entstanden erste Markenprogramme wie Ländle Apfel, Ländle Kartoffel, Ländle Dinkel, Ländle Lamm, Ländle Kalb und Ländle Bergkäs. Meine ersten Ansatzpunkte waren die Verknüpfung der Landwirte mit der Gastronomie unter der Initiative „Land – Wirt – Gast“ und Kooperationen mit dem Lebensmittelhandel. Und dafür war ich mit meinem Background genau der Richtige. Die Fachkompetenz für landwirtschaftliche Bereiche brachten die Referenten der Landwirtschaftskammer ein, die mich bestens unterstützten.

Wir feiern dieses Jahr den 30. Jahrestag der Käseprämierung Schwarzenberg, auch an deren Entstehung du federführend beteiligt warst. Wie kam es zur ersten Durchführung?

Reinhard: Es gab in Schwarzenberg seit 400 Jahren Mitte September, am Hoalekrüztag, anlässlich des Alpabtriebs einen Markt. Dort tauschten ursprünglich die Bregenzerwälder und die Rheintaler ihre Waren aus: u. a. Vieh und Käse aus dem Wald, Gemüse und Getreide aus dem Tal. Bis Anfang der 1990er wurde zunehmend mehr „Ramsch“ auf dem Markt angeboten. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Jakob Franz Greber sollte daraus ein Delikatessenmarkt für Bregenzerwälder Spezialitäten werden. Eine Arbeitsgruppe mit Landwirten, Gastronomen und Touristikern aus Schwarzenberg hat beschlossen, zusätzlich den Käse in den Vordergrund zu stellen, schließlich stand damals die größte Sennerei Vorarlbergs in Schwarzenberg. Gesagt, getan: Gemeinsam initiierten die Landwirtschaftskammer, die Sennerei Schwarzenberg und der Vorarlberger Naturprodukteverein 1993 die erste Vorarlberger Prämierung für Berg- und Alpkäse. 40 Alpen und Sennereien haben bei der Premiere mitgemacht, gewonnen hat Konrad Troy, Senn der Alpe Hammeratsberg.

Reinhard Lechner mit Käse und Weißwein in seinen Händen @TourismusDamülsFaschina

Die Käseprämierung war jedoch nicht die einzige Veranstaltung oder Initiative, die du mitgestaltet oder unterstützt hast.

Reinhard: Richtig, damals sind sehr viele Ideen entstanden, um Produkte einzelner Regionen oder Produktgruppen zu unterstützen und sehr oft war ich involviert. Zudem hat sich der Vorarlberger Naturprodukteverein auch bei Regionalinitiativen in den Talschaften des Landes eingebracht. Mit der Landwirtschaftskammer haben wir Projekte wie den Innovationspreis, der heutige << i luag druf >> Zukunftspreis, begleitet oder die Landesprämierung für Brände und Moste ins Leben gerufen. National arbeitete ich im Team bei der Entstehung von Genussregionen mit, in der Schweiz war ich beim Aufbau der Culinarium Marke engagiert. Der Bregenzerwald hat es mir aber immer besonders angetan, dort habe ich auch bei der Eintragung der Dreistufenlandwirtschaft bei der UNESCO als immaterielles Kulturerbe mitgewirkt.

Dein wohl größtes Projekt, vielleicht auch mit der größten Leidenschaft, ist aber ein anderes: die Bregenzerwälder KäseStrasse, wo du selbst von 2011 bis 2013 Obmann warst und weiterhin ehrenamtlich mitarbeitest.

Reinhard: Die Idee dazu entstand bereits 1993, sie ist aus der Initiative „Natur und Leben Bregenzerwald“ hervorgegangen. Von der Idee bis zur Gründung dauerte es noch fünf Jahre, unter anderem, weil sich lange kein Obmann finden ließ, bis Hans-Peter Metzler das Amt übernommen hat. Schlussendlich ist seit der Gründung 1998 die KäseStrasse Bregenzerwald ein voller Erfolg. Sie besteht nun seit 25 Jahren Berufsgruppen übergreifend mit 180 Mitgliedern aus Sennereien, Alpen, Landwirten, Gemeinden, Tourismus, Gastwirten, Metzgereien, Handel und Gewerbe. Die Förderung der Wälder Käsekultur und die gemeinsame Wertschöpfung zählen zu den wichtigsten Zielen, wie auch das Miteinander und die Gestaltung der Käseregion. Es ist hier unüblich, Erneuerungen einfach an den Haaren herbeizuziehen. Aus eigenen Wurzeln sollen Neuheiten kommen, denn besonders in Vorarlberg ist man stolz auf seine Wurzeln. Ganz nach dem Motto „Meorehrod das Ault und grüazod das Nü“ werden hier aus Traditionellem und Gewachsenem erfolgreiche Innovationen entwickelt.

Der Erfolg der KäseStrasse ist auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, was ist für dich der ausschlaggebende Grund neben den bereits erwähnten Wurzeln?

Reinhard: Aus meiner Sicht ist es das Netzwerk. Da kommen Leute zusammen und tauschen sich aus, das Wir-Gefühl wächst, gemeinsame Ideen entfalten sich und das alles stärkt die gesamte Marke. Von anfangs sieben Standardkäsen im Bregenzerwald ist die Vielfalt inzwischen auf 80 Käsesorten angewachsen, die KäseStrasse ist national und international immer wieder auf Messen vertreten und erfreut sich einer breiten Fangemeinschaft. Ich persönlich bin total zufrieden mit dem, was ich bei meinen vielen Tätigkeiten erleben durfte und werde auch weiterhin mit meinen 70 Jahren meine Herzensprojekte unterstützen.

Reinhard A. Lechner

  • Käsesommelier und Betriebsökonom
  • Ehemaliger Geschäftsführer vom Vorarlberger Naturprodukteverein
  • Initiator der Käseprämierung Schwarzenberg
  • Ehemaliger Obmann der KäseStrasse Bregenzerwald
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