Frisch aus der Saftpresse
Wenn das Obst nicht zu der Presse kommt, dann kommt die Presse eben zum Obst.
Was einfach gedacht ist, setzten Thomas und Eva Porod in die Tat um. Das Ehepaar
aus Fraxern bieten als einzige in Vorarlberg den Service einer mobilen Saftpresse an.
„Ein Baum ist eine unerschöpfliche Quelle wunderbarer Erkenntnisse.“ Es war der berühmte amerikanische Violinist Yehudi Menuhin, der diesen Ausspruch getätigt hat. Er dachte dabei wohl an das edle Holz, aus dem seine Geigen gebaut waren. Auch im „Kriasidorf“ Fraxern spielen Bäume so etwas wie die erste Geige. Und mittendrin ist mit Thomas Porod einer, der es versteht, mit dem Holzgewächs so umzugehen, wie Menuhin mit seiner Violine. Zum einen besitzt er als waschechter Fraxner selbst 40 „Kriasibömm“. Und zum anderen ist der gelernte Landschaftsgärtner in seinem Hauptberuf seit über 20 Jahren als Baumpfleger tätig. Sein Credo lautet: „Jeder einzelne Baum ist mir wichtig. Bei der Baumpflege kombiniere ich die langjährige Erfahrung mit dem überlieferten Wissen früherer Generationen. Und ich nutze die Kraft der Natur.“ Besonders am Herzen liegen ihm die Pflege und Erhaltung der Bäume in den Streuobstwiesen. „Denn nur gesunde und gepflegte Bäume sind ein Garant für gute Früchte und einen hohen Ernteertrag.“
„Dis Obscht, din Saft“
Doch was tun mit dem ganzen Obst, wenn es tatsächlich einen (zu) hohen Ernteertrag gibt? Es ist zu schade, als dass es am Boden einfach verfault. Auch Thomas Porod wurde immer wieder mal mit dieser Frage konfrontiert. Zumal es vielen Privaten zu umständlich oder auch nicht möglich ist, alles, was nicht selbst verwertet werden kann, in die Großmosterei zu bringen. Daher ist dem Fraxner gemeinsam mit seiner Frau Eva vor drei Jahren die Idee gekommen, eine mobile Saftpresse anzuschaffen. Damit können sie beispielsweise einen Standort in einer Gemeinde anfahren, sodass alle, die (zu viel) Obst im Garten haben, dieses zu bekömmlichen Säften pressen können. „Ein weiterer Vorteil ist, dass der Saft zu hundert Prozent vom eigenem Obst stammt“, erklären die beiden. „Dis Obscht, din Saft“, bringen es die „Erfinder“ auf dem Punkt. „Eine Menge von 50 Kilogramm – das sind rund drei große Obstkisten – reichen, um den Service in Anspruch nehmen zu können. Ab einer Menge von 2.500 Kilo ist es sogar möglich, dass die mobile
Obstpresse direkt zum Kunden kommt. Eine Abstellfläche von ca. 15 x 10 Meter Größe, ein Stromanschluss mit 32 Ampere sowie ein Wasser- und Abwasseranschluss sind dafür aber Voraussetzung.
500 Kilo Obst pro Stunde
Vor allem Kinder sind fasziniert, wenn sie bei der Pressung dabei sein und dann den ersten Schluck gleich an Ort und Stelle probieren dürfen. Die Kapazität der Einband-Siebband-Maschine, wie die Obstpresse in der Fachsprache heißt, reicht für 500 Kilogramm pro Stunde. Gepresst wird alles, bis auf Steinobst. „Äpfel und Birnen sind natürlich sehr beliebt, aber wir pressen auch viel Trauben oder sogar Gemüse.“ Die Saftausbeute liegt bei rund 70 Prozent. Allerdings hängt dies von mehreren Faktoren ab: beispielsweise vom Reifegrad, der Sorte und auch von der Sauberkeit. „Nur sauberes Obst, das von Gras und Laub gereinigt wurde, keine Faulstellen aufweist und den richtigen Reifegrad hat, ergibt einen guten, haltbaren Saft.“ Wird er in die Bag-in-Box abgefüllt und pasteurisiert, bleibt er rund ein Jahr haltbar. Der Liter wird mit einem Euro verrechnet. Wird nur gepresst und nicht pasteurisiert, reduziert sich der Preis auf 30 Cent. „In diesem Fall müssen die Abfüllkanister aber selbst mitgebracht werden.“
Eine Idee mit großem Potenzial
Eines ist gewiss: Im sprichwörtlich eigenen Saft schmoren Thomas und Eva Porod ganz sicher nicht. Vielmehr sind sie der beste Beweis, dass Innovationskraft und Mut zur Investition neue Chancen eröffnen. Beide sind überzeugt, dass ihre Idee großes Potenzial hat und die Anzahl der Standorte sowie die gepressten Obstmengen weiter ausgebaut werden können. Dahinter steckt auch der Gedanke, dass Nahrung nicht weggeworfen wird oder einfach verfault. Das sollte auch für Gemeinden oder Institutionen ein Ansporn sein, das Projekt aus Fraxern zu unterstützen. Rund 20.000 Liter naturtrübe Direktsäfte werden bei „Alles um den Baum“, wie sie ihr kleines Unternehmen nennen, pro Saison erzeugt – wobei sich die Naturliebhaber immer wieder neue Mischungen einfallen lassen. Mit Erfolg. Denn ihr Apfel-Birnensaft Streuobst wurde bei der Vorarlberger Landesprämierung 2021 mit Gold ausgezeichnet. Und Silber erhielten sie für den Apfel-Rote-Rübensaft und Apfel-Kirschensaft. Erhältlich sind sie auch in ihrem eigenen „Saftlada“. Mit den berühmten „Fraxner Kriasi“ wurde es heuer leider nichts. Der Frost machte die Ernte zunichte. Zumindest in dieser Hinsicht hing der Himmel in diesem Jahr über Fraxern nicht voller Geigen. Da hätte Frisch aus der Saftpresse auch der berühmte Violinist Menuhin nichts ausrichten können.
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