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Polzhofer Gerhard
Der Edelbrenner

Flurstraße 18a
6890 Lustenau
+43 664 399 55 66

Ein Freigeist mit dem Spirit für alte Obstsorten

Gerhard Polzhofer macht aus Streuobst edle Brände. Eine Besonderheit ist sein Most, den er zu Cider und Crémant verarbeitet. Hochstammbäume haben es dem Lustenauer besonders angetan. In Wolfurt will er 100 solche setzen.
In der Schweiz, wo Gerhard Polzhofer den Firmensitz seines kleinen Familienunternehmens hat, gilt er offiziell als Erfinder. So steht es im Gewerbeschein eingetragen. Der über 60-jährige Lustenauer hat Behandlungsgeräte entwickelt, die im medizinischen, therapeutischen und kosmetischen Bereich zum Einsatz kommen. Ein Freigeist ist er allemal und von seiner Umtriebigkeit hat Polzhofer auch in einem Alter nichts verloren, in dem andere schon längst an den Ruhestand denken. „Ich könnte mir das Nichtstun gar nicht vorstellen“, sagt er und holt aus einem Aktenordner einen Plan heraus. Dort aufgezeichnet ist ein 20.000 Quadratmeter großes Areal von der Wolfurter Bahnhofstraße Richtung Kreiennest, das er mit 100 Hochstammbäumen bestücken will. Noch fehlen die letzten Details, aber das Projekt, das von der Gemeinde befürwortet wird, steht kurz vor der Umsetzung. „Es geht mir vor allem um den Erhalt oder die Wiederbelebung von alten Sorten.“

Obmann der VAKÖ

Hoch hinauf wollte der gebürtige Hohenemser eigentlich schon immer. Weniger des Geldes und Ruhmes wegen, sondern vielmehr um seine Ideen verwirklichen zu können. Deshalb fand er in der Selbständigkeit auch seine Berufung. Dass er aber einmal zum erfolgreichen Schnapsbrenner und Obmann der Vereinigung der Abfindungs- & Kleinbrenner Österreichs (VAKÖ) wird, hätte der Tüftler in jungen Jahren nie gedacht. Erst mit Anfang 40 brannte er seinen ersten Hochprozentigen, als er einem seiner Kunden eine Himbeerplantage abkaufte. Fortan faszinierte den Freigeist die Arbeit mit dem Weingeist, die ihn zu immer mehr Kreationen inspirierte. Der Spirit, stets etwas Neues zu schaffen oder zu verbessern, ließ ihn nicht mehr los. Seine Brände tragen seit heuer das Ländle Gütesiegel im neu geschaffenen Ländle Obstveredelungs Programm.
Aber besonders die Streuobstwiesen und Hochstammbäume haben es Polzhofer angetan. „Da geht es um ein Kulturgut, das unbedingt erhalten bleiben muss. Denn in den letzten hundert Jahren ging rund die Hälfte davon verloren.“ Der Grund liegt in der schwierigen Bewirtschaftung der Obstbäume, die zum Teil über 12 Meter hoch werden können. Die Bäume benötigen auch regelmäßige Pflege. „Bei vielen kommt zudem noch die Erinnerung an die eigene Kindheit hoch. Da hieß es nach der Schule, mühsam das heruntergefallene Obst vom Boden aufzulesen, anstatt zu spielen.“

Obst fällt ins Netz

Polzhofer, der 24 Hochbaumstämme in Sulz bewirtschaftet, arbeitet jedoch mit modernen Methoden. Er spannt ein Netz um den Baum, in welches die Birnen oder Äpfel hineinfallen, wenn sie reif sind. Gemeinsam mit seinem sehr guten Freund Meinhard Kronberger wird die Ernte dann täglich abgeholt. Nur mit dessen Hilfe kann die Erntequalität auch gewährleistet werden. „Es ist wichtig, dass das Obst keinen Bodenkontakt hat. Dann lässt es sich viel leichter verarbeiten, weil es nicht anfault oder matschig wird“, erklärt der angehende Obstbau-Landwirt, der sich viel Detailwissen angeeignet hat. So besucht er auch regelmäßig die Höhere Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg und viele weitere Kurse zum Thema Obstverarbeitung in Vorarlberg und dem grenznahen Umland. Im Keller seines Wohnhauses in Lustenau hat er seine kleine Brennerei eingerichtet. Neben den klassischen Bränden hat sich der Tüfftler auf die Verarbeitung von Most konzentriert. Die Besonderheit: Er arbeitet dabei als Einziger in Vorarlberg nach der traditionellen Champagner-Methode. Die Flaschen werden in einem Rüttelbrett speziell gelagert und müssen in regelmäßigen Abständen leicht gedreht werden. Wichtig ist, dass sich dabei die Maske aus den Hefepilzen langsam Richtung Flaschenhals bewegt und sich dort festsetzt. Zum Schluss kommen sie kopfüber in ein Kältebad mit 28 Minusgraden. Der eingefrorene Hefepropf kann somit entfernt werden – „degorgieren” wird dieser Vorgang in der Fachsprache genannt. Der entstandene Volumenverlust wird mit einer Dosage aufgefüllt und wieder verschlossen. Verkauft werden die Produkte unter den Namen „Cider” und „Crémant.” Das Wort leitet sich vom französischen „crémeux” ab, was so viel wie „cremig oder weich” bedeutet.
Exakt 1.000 Flaschen pro Jahr füllt Polzhofer auf diese Art ab. Vertrieben werden sie ausschließlich in Selbstvermarktung. „Bevor ich eine Flasche weitergebe, habe ich sie sicher 50 bis 60 Mal in der Hand gehabt. Praktisch bleibt die ganze Wertschöpfung von der Frucht bis zum Endprodukt in meinen Händen. Für mich ist es ein Hobby, da steckt meine ganze Liebe drin.“

Ein Vorzeigeprojekt

Alles was Gerhard Polzhofer in seinem Leben anpackt, macht er mit voller Überzeugung. Auch die geplanten hundert Hochstammbäume in Wolfurt sollen zum Vorzeigeobjekt werden, das andere Gemeinden zum Nachahmen animieren soll. Schließlich handelt es sich dabei um ein sehr nachhaltiges und langlebiges Projekt und damit um einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Die Apfelbäume haben eine Lebensdauer von gut 80 Jahren, Birnenbäume können sogar weit über 100 Jahre werden. „Ich bewirtschafte einen 130 Jahre alten Birnenbaum, der 2023 700 Kilogramm Ernte abgeworfen hat.“ In Wolfurt rechnet der Projektinitiator mit bis zu 50.000 Kilo Streuobst pro Jahr. Bewirtschaftet sollen sie von interessierten Personen werden. Anfragen dafür hat er schon. Und eines hat sich Polzhofer in den Kopf gesetzt. Die Subira, die einst als Landesfrucht Vorarlbergs galt, und jetzt kaum mehr zu finden ist, soll eine Renaissance erleben. „Sie ist prädestiniert für Wolfurt, weil sie ursprünglich von dort stammt.“ Denn auch ein Tüftler und Freigeist muss nicht immer das Rad neu erfinden, sondern auf das Altbewährte auf neuem Untergrund setzen.

Produkte

Produkte mit Ländle Gütesiegel
Apfelbrand
Birnenbrand
Kirschbrand
Zwetschkenbrand
Weitere Produkte
Gin, Cider, Most, Absinth, Crémant, Apfel- und Birnensäfte, Essig und Glühmost

Verkauf

Direktvermarktung ab Hof

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