Friedrich Morscher ist Obmann der Agrargemeinschaft Weiler. Seine große Faszination gilt dem Wald. Jetzt, wo die Adventszeit vor der Tür steht, wird es auch im eigenen Forsthaus am Hanenberg wieder weihnachtlich. Denn ab Mitte Dezember werden dort wieder Ländle Christbäume verkauft.
Im Lagerraum des aus Holz gebauten Forsthauses am Hanenberg in Weiler wird es schon bald nach Weihnachten duften. „Hier wird alles voller Christbäume sein“, fährt Friedrich Morscher mit der Hand symbolisch durch den Raum. Ein Blick aus dem Fenster offenbart, woher die Weiß- und Nordmanntannen sowie Fichten kommen, die jedes Jahr aufs Neue zum Verkauf angeboten werden. Direkt von nebenan, denn hinter dem Forsthaus gedeiht eine Christbaumkultur. Der Umkreis beträgt maximal 300 Meter, kürzer könnten Transportwege nicht sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Bäume recht kurzfristig geschlagen werden, sodass sie ganz frisch sind, wenn sie die Wohnzimmer schmücken
Rund 170 Mitglieder
Das Gehölz hat es Friedrich Morscher immer schon angetan. „Der Wald ist sozusagen mein großes Hobby“, sagt der 69-Jährige, der in seinem Berufsleben allerdings nicht in der Forstwirtschaft, sondern als kaufmännischer Angestellter tätig war. Seine Verbundenheit zum Wald führte ihn zur Agrargemeinschaft Weiler, deren Obmann er nun bereits seit 18 Jahren ist. Rund 170 Mitglieder umfasst diese, dazu die Gemeinde Weiler.
Es geht in erster Linie darum, durch einen gesunden Wald einen intakten Lebensraum für die Region zu schaffen. „Schützen durch Nützen“, bringt Morscher die Devise auf den Punkt. Der Ländle Christbaum ist ein zusätzlicher vorweihnachtlicher Service für die Bevölkerung von Weiler und Umgebung. Er steht aber auch symbolhaft für eine gesunde Waldbewirtschaftung und das Bewusstsein, was der heimische Wald alles zu leisten imstande ist. Äußere Umwelteinflüsse und der Klimawandel setzen ihm aber zu. Nur durch eine entsprechende Bewirtschaftung, die vorausschauend im Sinne der kommenden Generationen ist, bleibt er gesund.
Mit Pferden in den Wald
Bei der Agrargemeinschaft Weiler, die insgesamt 230 Hektar Waldfläche in den Gemeinden Weiler, Klaus, Fraxern und Viktorsberg betreut, setzt man deshalb auf Zusammenarbeit. Zuständig für die forstwirtschaftlichen Agenden ist der Forstbetriebsleiter-Stv. der Forstbetriebsgemeinschaft Vorderland I, Ing. Arthur Heel. Als Teil dieser Betriebsgemeinschaft greift man auf seine kompetente fachliche Betreuung zurück. Die Waldflächen sind in verschiedene Zonen ausgewiesen, die unter anderem das Alter, den Zustand und die Struktur des Waldes beschreiben. Generell spricht Morscher von einem eher gesunden Wald im eigenen Revier. Das wird auch daraus ersichtlich, dass heuer kein nennenswerter Schädlingsbefall zu verzeichnen war. Auch von heftigen Naturereignissen blieb man verschont. Nur durch regelmäßige Bewirtschaftung und Durchforstung kann der Wald aber fit gehalten werden. Denn Waldbewirtschaftung bedeutet auch Waldpflege. Diese Dienste werden von Mitarbeiter:innen des Maschinenrings ausgeführt. Bäume müssen gefällt, nach Schlägerungen aufgeforstet und Waldwege frei gehalten werden. Ganz nach dem Motto „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es hinaus“, ist dabei ein behutsames Vorgehen das Um und Auf. Steiles, abgelegenes Gelände ist nicht problemlos zugänglich. Deshalb wird auch auf die Hilfe von Pferden bei der Rückung gesetzt. Ebenso bei der schonenden Entnahme von Stämmen aus dem Jungwald. „Eine echte Knochenarbeit“, weiß Friedrich Morscher zu berichten.
Im Schnitt sind es 1.200 Festmeter Holz, die pro Jahr geerntet werden. Das ist weit weniger, als Holz nachwächst. Zwei Fixpunkte im Wirtschaftsjahr der Agrargemeinschaft Weiler, die im Jahr 1962 gegründet wurde, sind die Holzversteigerungen. Jeweils im Frühjahr und im Herbst können von Interessent:innen Brennholz-Lose im Wald ersteigert werden. Diese Versteigerungen werden traditionell hochgehalten, es nehmen jeweils rund 30 bis 40 Personen teil und sie enden anschließend in einem gemütlichen „Hock“. „Müssten wir jedoch von der Forstwirtschaft leben, könnten wir viele forstwirtschaftliche Tätigkeiten nicht mehr durchführen.“ Viele dieser Arbeiten werden auf freiwilliger Basis von Mitgliedern und Interessent:innen durchgeführt. Die Haupteinnahmequelle ist der Steinbruchbetrieb „Sifelerberg“. Den Ertrag aus diesem Betrieb erhalten jedoch nicht die Mitglieder, sondern er wird in den Wald investiert und kommt somit dem Allgemeinwohl und der ganzen Bevölkerung zugute.
Maßnahmen gegen den Klimawandel
Ganz genau werden auch die Auswirkungen des Klimawandels beobachtet und dagegen Maßnahmen gesetzt. Die Struktur des Waldes verändert sich klar zum Mischwald, da sich dieser als widerstandsfähiger erweist. Die Biodiversität erhält den Vorzug gegenüber der Monokultur. „Die Natur weist uns dabei den Weg, sie zeigt, was wo gut gedeiht“, weiß der Obmann. Baumarten wie Traubeneiche, Weißkiefer oder Lärche vertragen beispielsweise Trockenheit und Hitze besser als andere Arten. Was neu gesetzt wird, hängt wesentlich vom Standort ab.
Morscher erzählt von einer Lawinenverbauung in Viktorsberg unter dem Hohen Freschen, die im Jahr 2000 durchgeführt wurde. Die erfolgreiche Entwicklung der damals gepflanzten Bäume, z. B. auch Zirben, ist mittlerweile gut sichtbar. „Es braucht zwei bis drei Generationen, bis sich ein Wald verändert“, spricht Morscher von enkeltauglichen Maßnahmen. Im Laufe der Jahrzehnte machen Bäume viel mit, sind den verschiedensten Witterungsbedingungen und auch dem menschlichen und tierischen Einfluss ausgesetzt. „Wenn sie sprechen könnten, würden sie uns sicher jede Menge erzählen.“ Einzelne Bäume sind sogar schon 150 Jahre und noch älter, sie haben die Monarchie noch erlebt. An den Jahresringen kann abgelesen werden, wie es dem Baum ergangen ist. „Der Wald ist einfach etwas Faszinierendes, weil sich darin ganz viele Geschichten verbergen“, hofft der 69-Jährige, dass auch noch die nachfolgenden Generationen diese Einmaligkeit und Ursprünglichkeit erleben dürfen.