Als Bertram Schmid gemeinsam mit seiner Frau Marion den elterlichen Hof übernahm, entschlossen sie sich, den landwirtschaftlichen Betrieb völlig umzukrempeln. Die beiden stellten auf Mutterkuh-Haltung um. Das Fleisch wird nun in Direktvermarktung verkauft.
Einst waren es Knechte und Mägde, die auf den Feldern und im Stall für kargen Lohn tagtäglich hart schuften mussten und die auf einem Lehenhof in Frastanz ihre Herberge hatten. Um das Jahr 1932 wurde er erstmals von der Familie Schmid bewirtschaftet und wird heute noch in 3. Generation als Familienbetrieb geführt. Heute erinnert noch ein altes Bild, das die Etiketten der Produkte des Schmidahofes ziert, an anfängliche Zeiten. Das Label ist zum Symbol geworden, dass aus Altem etwas Neues entstehen kann, das zwar die Vergangenheit impliziert, den Begriff der Landwirtschaft aber völlig anders interpretiert. „Wir haben unsere Vorstellung von einer modernen Landwirtschaft, die Familie und Arbeit vereint, umgesetzt“, beschreiben die nunmehrigen Besitzer den Prozess. Auch das Erscheinungsbild des Hofes wurde erneuert, zusätzliche Ställe gebaut, ein eigenes Verkaufslädele mit markantem Eingangstor errichtet. Ein völlig neues Kapitel wurde damit aufgeschlagen. Das war der Wunsch von Bertram, der den Namen des Gründers trägt, und seiner Frau Marion, als sie den Hof vor fünf Jahren übernahmen. Bertrams Eltern Roland und Marlene haben sie dabei stets unterstützt.
Neun Monate bei der Mutter
Gut 90 Jahre lang ist im Stall Milchvieh gestanden. Den Kühen ist die dritte Generation treu geblieben, vom Melken haben sie sich aber gänzlich verabschiedet. Stattdessen wird eine Mutterkuh-Haltung betrieben. Das heißt die Kälber werden nach der Geburt nicht von der Mutter getrennt, sondern dürfen die ersten neun Monate mit ihr verbringen. Meist huscht eifrig Nachwuchs über den Hof. „Im Frühjahr haben unsere 15 Kühe innerhalb von neun Wochen 14 Kälber bekommen. Das berührt natürlich auch emotional“, ist für Marion und Bertram der Bezug zu den Tieren groß. Durch die Mutterkuhhaltung geht auch eine eigene Rinderzucht einher. Kälber werden daher nicht verkauft sondern aufgezogen.
„Sie sind also von Geburt an ausschließlich Frastner“, sagt Marion mit einer Portion Humor. Wenn das Wetter passt, geht es im Juni für die Frastanzer „Mutter-Kalb“-Herde rauf auf die Alp Buchboden, die oberhalb der Gemeinde Sonntag im Großen Walsertal liegt. Aber auch wenn Stallzeit ist, finden die Rinder alles vor, was Komfort für sie bedeutet. Vor eineinhalb Jahren wurde der neue Laufstall mit eigener Liegewiese fertiggestellt. Und es gibt sogar einen eigenen Kälberschlupf. „Kindergarten“, nennt ihn die in Ludesch aufgewachsene 40-Jährige, die ursprünglich Einzelhandel und Bürokauffrau gelernt hat. „Doch Bertram gab es nur im Doppelpack mit der Landwirtschaft“, schmunzelt sie. Ferdinand und Frida würden wohl dazu nicken, wenn sie Marions Worte hören können. Die beiden Minischweine waren ein Hochzeitsgeschenk und genießen seither ein gemütliches Leben im eigenen Stall samt Auslauf. Und manchmal erkunden sie auch die Nachbarschaft.
Wichtig war uns nur, dass wir etwas aufbauen, das auch Zukunft für die nachfolgende Generation hat.
Marion Schmid
Es ist immer etwas los
Nicht nur die neugierigen Schweine sind Beweis, dass am Schmidahof immer etwas los ist. Zwar betreiben Marion und ihr zwei Jahre älterer Mann Bertram, der vollberuflich Baumeister ist, die Landwirtschaft „nur“ im Nebenerwerb, zu tun gibt es aber fast rund um die Uhr. So beginnt der Tag um 05:30 Uhr mit der Stallarbeit bei der Bertram von seinen Eltern immer noch tatkräftig unterstützt wird. Marion hingegen betreibt die Direktvermarktung, die viel Zeit in Anspruch nimmt. „Direktvermarktung ist kein Selbstläufer. Man muss sich gut und intensiv darum kümmern, die Kunden auf dem Laufenden zu halten!“ Bereut haben es die beiden bisher nicht. „Es ist unsere eigene Entscheidung. Wichtig war uns nur, dass wir etwas aufbauen, das auch Zukunft für die nachfolgende Generation hat.“ Diese besteht aus den drei Buben Raphael (10), Noah (8) und Gabriel (4). Eines ist der Mutter wichtig: „Auch sie sollen später einmal selbst entscheiden, so wie wir es tun konnten.“ Sie sieht in der Landwirtschaft auch viel Freiheit. Vor allem, da am Hof ausschließlich direkt vermarktet wird. Marion Schmid hat sich dafür eigens ihre Social-Media-Community aufgebaut. Hier wird kommuniziert, was es gerade gibt. Die Fleischpakete, die sie in verschiedenen Kilomengen anbieten, können vorab bestellt werden. Erst wenn eine bestimmte Bestellanzahl erreicht ist, wird ein Rind – im Alter zwischen 22 und 24 Monaten – beim Schlachtbetrieb Gstach in Rankweil angemeldet. Die Verarbeitung des Fleisches erfolgt durch die Metzgerei Stefan Borg in Schlins. Mittlerweile sind alle Beteiligten ein eingespieltes Team. Das gegenseitige Vertrauen ist ein wichtiger Aspekt. „Alles steht und fällt damit“, bringt es Marion Schmid auf den Punkt.
Hühner werden weitervermittelt
Die Ländle Rind zertifizierten Fleisch- und Wurstwaren machen den Großteil des Direktvertriebes aus. Im Lädele sind aber auch noch andere Produkte zu finden – unter anderem Eier, die von den 240 Hühnern stammen, die am Hof in einem Wanderstall gehalten werden. Auch sie dürfen sich frei bewegen und haben in der Freilaufzone noch zusätzlichen „Geleitschutz“ durch drei Ziegen. Was es damit auf sich hat? „Die Ziegen haben Glöckchen angebunden. Das schreckt Greifvögel, Marder und Füchse ab“, erklärt die Nebenerwerbs-Landwirtin. Die übrigens ihre Social-Media-Connection nützt, um ihre Hühner an Privatpersonen zu vermitteln, wenn ihre Legeleistung nachlässt. Sie dürfen also weiterleben.
Schmidahof
Marion und Bertram Schmid
6820 Frastanz
Landammann Eggerstraße 21
T 0650 354 6990
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