Stefan Mayer ist Leiter des Forstkompetenzzentrums Waldburg-Zeil in Hohenems. Ein kleiner Teil seines Aufgabengebietes ist die Pflege der eigenen Christbaumkultur. Dabei ist er nicht allein. Denn seine Helfer haben vier Beine und sind mitunter ganz schön gefräßig. Und das sollen sie auch sein.
In der (Vor-)Weihnachtszeit glänzt er wieder besonders schön, der Palast inmitten von Hohenems. Und wenn dann ab Mitte Dezember am Schlossplatz die Ländle Christbäume stehen, können es vor allem die Kinder kaum mehr bis zum großen Fest erwarten.
Auch Stefan Mayer wird ab und zu vor Ort dabei sein. Der Betriebsleiter des Forstkompetenzzentrums Waldburg-Zeil ist immer dort, wo er gerade gebraucht wird. „Und manchmal herrscht einfach Not am Mann. Dann helfe ich auch im Verkauf aus.“ Rund 800 zertifizierte Ländle Christbäume sind es, die das Forstgut alljährlich verkauft. Für den Dornbirner ist das auch eine Abwechslung zu seinem sonstigen sehr weitflächigen und umfangreichen Tätigkeitsbereich. 350 Hektar Wald hat Mayer mit seinem Team zu betreuen. Die Christbaumkultur macht mit 3,5 Hektar gerade mal ein Hundertstel seines Aufgabengebietes aus. Was die Weihnachtsbäume betrifft, ist die Arbeit des Forstfacharbeiters und „Tree-Workers“ zu dieser Jahreszeit schon getan. Denn die Bäume, die alsbald die Stuben und Zimmer schmücken werden, sind das Ergebnis eines jahrelangen Wachstumprozesses.
„Am Anfang sind sie wirklich winzig und man kann es kaum erwarten, bis sie wachsen. Aber ab einem Zeitpunkt geht es dann schnell dahin.“
Stefan Mayer
Shropshire-Schafe als Rasenmäher
Weihnachten beginnt für den 36-Jährigen im Frühling. „Spätestens dann, wenn es wieder zu wachsen beginnt“, sagt der Mann, der 90 Prozent seiner Arbeitszeit im Freien und inmitten der Wälder verbringt. Wenigstens hat er jetzt 15 bis 20 „Mitarbeiter“ mehr, die ihm dabei helfen, dass die Bäume auch wirklich gut gedeihen. Das Beste dabei ist, dass sie sich mit viel Gras als Lohn zufriedengeben. Stefan Mayer schmunzelt. „Es handelt sich um Shropshire-Schafe, die unser Lehrling mitgebracht hat. Er kommt aus einer Landwirtschaft und hat Schafe daheim.“ Was die vierbeinigen, und mitunter gefräßigen, Neulinge besonders auszeichnet? Sie arbeiten so fein wie ein Chirurg mit dem Skalpell. Selbst an Stellen, die nicht mal ein Trimmer schaffen würde, leisten die Schafe ganze Arbeit. Eine Riesenerleichterung, da viele Bäume in Hanglagen stehen. Ihr Hauptjob ist es, für die Graswuchsregulierung zu sorgen. Ansonsten könnten die Nadelbäume nicht gedeihen. Sie mähen also im doppelten Sinne des Wortes. Während andere Rassen auch die Zweige anknabbern und die Bäume verbeißen, machen dies Shropshire-Schafe nicht. Diese Eigenschaft hängt mit dem angeborenen Fressverhalten zusammen. Sie selektieren ihre Futterpflanzen aus, verschmähen Nadeltriebe und halten, bei richtiger Weidetechnik, die Kulturen fit. Aufgrund ihres Verhaltens entsteht eine dichte Grasnarbe, die den Unkrautwuchs hemmt. Schäden werden damit auf natürliche Art minimiert oder sogar verhindert. Deshalb gelten sie auch als Nummer eins unter den ökologischen Rasenmähern.
Laufende Waldarbeiten und Baumpflege
Der Leiter des Forstkompetenzzentrums, der seit 2016 im Betrieb ist, zeigt sich von der Arbeit der Schafe fasziniert. Für ihn gibt es auch so mehr als genug zu tun. In Zweimonats-Abständen fährt er die Wälder ab. Schadholz, Windwurf und vieles mehr gilt es dabei zu ermitteln. So gehört auch das Baumfällen mit dazu. Auch wenn die Arbeit mitunter körperlich anstrengend ist, möchte Stefan Mayer nicht mit einem anderen Job tauschen. „In einer Halle zu stehen, wäre absolut nicht meines“, betont er. Da fühlt er sich mitten im Gehölz schon wohler. Und in der Adventszeit bekommt der Forstfacharbeiter durch den Christbaumverkauf am Stand auch etwas vom vorweihnachtlichen Flair mit. Was ihm auffällt: Immer mehr Leuten geht es nicht darum, den perfekten Baum mit nach Hause zu nehmen. „Manche fragen sogar extra nach dem ‚hässlichsten‘ Gehölz“, sagt er mit einem Lachen. Denn ein solcher Baum bleibt lange in Erinnerung. Andere wiederum suchen etwas Spezielles. Stefan Mayer schaut, dass er jeden Wunsch erfüllen kann. Nur ganz wenige Bäume bleiben übrig. Sie werden anderweitig verwertet.
Weißtanne ist wieder mehr gefragt
Der Sinn für das Regionale ist spürbar. Auch beim Christbaum. So wird beispielsweise die Weißtanne seit zwei Jahren wieder vermehrt nachgefragt. Im Ranking ist zwar noch die Nordmanntanne ganz oben, aber sie ist nicht mehr die „Alleinherrscherin“ zu Weihnachten. Beliebt ist auch das Selberschneiden. Auch das ist möglich. „Vor allem Familien nutzen diese Gelegenheit“ ergänzt Mayer. Die Freude ist riesengroß, wenn der passende Baum gefunden wurde. Weihnachten ist eben jedes Jahr wieder ein ganz besonderes Fest. Auch für jemanden, der das ganze Jahr über unter Bäumen verbringt. Und dem bewusst ist, dass der mit Lametta, Kugeln und Kerzen geschmückte Baum, einst nicht mehr war als ein kleines Samenkorn.
Gutsverwaltung Waldburg-Zeil
6845 Hohenems
Schlossplatz 8
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stefan.mayer@palast-hohenems.at