Der Wald war immer schon das Metier von Konrad Bereuter. Vor zwölf Jahren hat der Alberschwender begonnen, Christbäume zu züchten. Vorwiegend Nordmanntannen, obwohl er selbst die Fichten liebt.
Konrad Bereuter ist einer, der sich mit Worten lieber zurückhält. Als er beispielsweise das erste Mal auf dem Markt seine selbst gezüchteten Christbäume anbot, hatte er etwas Schwierigkeiten, auf die Menschen zuzugehen, gibt er offen zu. Doch auch diese Hürde hat der 62-jährige genommen und im Laufe der Jahre sogar eine gewisse Leutseligkeit entwickelt. Hat er doch Gefallen daran gefunden, Interessierten davon zu erzählen, wie er seine Bäume hegt und pflegt und wie sie zu dem werden, was uns zu Weihnachten so sehr verzückt. Rund 200 Ländle Christbäume, die er selbst züchtet, verkauft er zur Weihnachtszeit. „Irgendwie fühle ich mich ja ein wenig als Waldmensch“, spricht er mit ruhiger Stimme und erinnert sich an seine Kindheit zurück, die er liebend gerne unter mächtigen Fichten verbrachte. Auch später erledigte er, neben der Landwirtschaft, liebend gerne Waldarbeiten. „Die Fichte ist mein Lieblingsbaum“, bekräftigt er. Jedes Jahr aufs Neue erfüllte nicht nur ihn, sondern uns alle der intensive, harzige Geruch, der sich nur über Weihnachten durch die Wohnstuben ausbreitete.
Fichten sind selten geworden
Längst hat die einst uns so vertraute Fichte aber den Nordmanntannen Platz machen müssen. „Man kann Fichten leider so gut wie nicht mehr verkaufen“, klingt ein wenig Wehmut mit, wenn Konrad Bereuter vor einer seiner Kulturen steht. Ab und zu ragt noch ein Fichtenbäumchen zwischen all den dicht benadelten „Nordmännern“ hindurch. Er züchtet sie für die Nostalgiker oder für solche, die etwas Spezielles suchen. Bereuter beziffert die Zahl der verkauften Fichten auf rund 20 bis 30 pro Jahr, der Rest sind ausschließlich Nordmanntannen. Sie sind so beliebt, weil ihre Nadeln nicht abfallen und nicht stechen.
An insgesamt vier Standorten hat der Alberschwender seine Bäume verteilt. Bewusst entschied er sich dabei für exponierte Stellen, die nicht so gut bewirtschaftet werden können. Sie stehen in Gräben, an steilen Hängen, an schattigen Plätzen. Für die Pflege bedeutet dies mehr Aufwand, dafür wachsen sie nicht so schnell in die Höhe. Jetzt in der Pension hat er genügend Zeit, um sich um das Nadelgehölz intensiv zu kümmern. „Es ist für mich ein schönes Hobby, das ich betreibe.“
Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihn.
Konrad Bereuter
Händische Pflege
Das Gras mäht er mit der Hand aus, die Triebe kontrolliert er regelmäßig, achtet auf einen möglichst dichten und gleichmäßigen Wuchs und darauf, dass die Bäume nicht zu breit werden. Je langsamer der Saft durch die „Adern“ des Baumes fließt, umso behutsamer wächst er. „Terminaltrieb“ nennt sich dies in der Fachsprache. Er bestimmt die Richtung des Wachstums. Gefragt sind in erster Linie schmale Bäume, die möglichst dicht bewachsen sind. Vor zwölf Jahren hat er begonnen, Nordmanntannen anzupflanzen. Und trotz der ganzen Erfahrung, die der Bregenzerwälder in dieser Zeit gemacht hat, lernt er stetig dazu. „Immer wieder diskutiere ich auch mit meiner Schwester Balbina Jochum, was man besser machen kann. Sie baut in Hörbranz Ländle Christbäume an.“ Die Gespräche sind für beide Seiten befruchtend. Der Anspruch ist es, dass die Qualität passt.
Wie wird Weihnachten?
Wird Weihnachten in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie etwas Besonderes, da wir uns wieder mehr besinnen? Oder lähmt uns das Virus weiterhin, sodass wir uns gar nicht so sehr auf die Adventszeit freuen können? Es ist schwierig bis unmöglich, darauf Antworten zu geben. Auch Konrad Bereuter kennt sie nicht. Das Einzige, was für ihn feststeht ist, dass er auch weiterhin der Natur verbunden bleiben will und für jeden geschlägerten Baum einen neuen setzt. So bleibt der Kreislauf bestehen, kommt Junges nach.
Der Ursprung des Weihnachtsbaumes liegt übrigens in heidnischen Bräuchen. Immergrüne Pflanzen standen als Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist ein Christbaumkauf bei ihm am Hof oder auf dem Markt ein schönes Erlebnis, auch da man damit den regionalen Gedanken unterstützt.
Ein Abbild der Welt
Aufgewachsen auf einem Hof, an dem heute in erster Linie Milchviehwirtschaft betrieben wird, hat Konrad Bereuter das Leben inmitten der Familie immer am meisten geschätzt. Dass er es rundherum nicht weit in seinen geliebten Wald hatte, war für ihn prägend. Für so manchen mag im Wort „Waldmensch“ eine negative Assoziation innewohnen, die für hinterwälderisches, raues Denken steht. Es wäre ein ganz und gar falsches Attribut für den 62-jährigen Alberschwender. Weitaus mehr trifft da schon ein Zitat des Schriftstellers Christian Morgenstern zu: „Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihn.“ So gesehen dürfen wir uns schon jetzt auf Weihnachten und ganz speziell den „Heiligen Abend“ freuen. Wenn wir vor dem geschmückten Baum stehen, die Kinderaugen leuchten und die Geburt Jesu, die wir feiern, als ein Zeichen der Hoffnung sehen.