Am 1. Juli 2020 übergab Gebhard Flatz die Geschäftsführung des Sennhofes an die beiden Brüder Johannes und Mathias Allgäuer. Damit wurde beim größten Eierproduzenten des Landes eine neue Ära eingeleitet.
Es war vom Wetter her kein besonders guter Tag, als Gebhard Flatz am 1. August 1977 als Lehrling im Rankweiler Sennhof begann. Doch auf dem großen Bauernhof, bei dem es neben 120.000 Käfighühnern noch klassische Schweine- und Rinderhaltung gab, wäre ein „heißer Einstand“ ohnehin nicht ideal gewesen für den jungen Burschen, der damals gerade mal 15 Jahre zählte. Dass er später einmal für zwei Jahrzehnte die Geschichte und die Geschicke des größten Eierproduzenten des Landes maßgeblich prägen wird, hätte sich der Wolfurter selbst nicht gedacht.
Doch bevor es so weit war, reicht der Blick in die Historie noch viel weiter zurück. Die Anfänge des Sennhofes gehen auf das Engagement des Pfarrers Jochum zurück. Der Geistliche gründete 1858 die „Landesirrenanstalt Valduna“ zur Pflege geistig kranker Menschen, wie es damals genannt wurde. Der spätere Anstaltsleiter Peter Paul Pfausler setzte ab 1900 die Landwirtschaft als Therapie für die Valduna-Bewohner ein. Und zwar am Sennhof, der zu jener Zeit unter der Obhut der Zisterzienserinnen stand.
Viele Jahrzehnte war der Hof ein Musterbetrieb der Landwirtschaft. 1963 löste das Land der Valduna den Hof ab. Neuer Träger wurde die Stiftung Jupident, die bis heute Eigentümer ist. Vor 20 Jahren jedoch entschied sich die Stiftung, den Sennhof zu verpachten. Gebhard Flatz nutzte die Gunst der Stunde und übernahm die Geschäftsführung.
Das Ende der Käfighaltung
Das war auch jene Zeit, als sich in Vorarlberg die Ära der Käfighaltung dem Ende neigte. Dennoch setzte Flatz voll auf die Hühnerhaltung. „Dafür wurde ich anfangs belächelt, weil niemand glaubte, dass dies funktionieren würde.“ Für den ausgebildeten Landwirtschaftsmeister war der Umbruch aber nicht nur eine neue Herausforderung, sondern eine Chance. Zumal nach dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 ohnehin ein starker Preisverfall einsetzte. In der Boden- und der Freilandhaltung sah Flatz zusätzliche Möglichkeiten.
Mit seiner Übernahme war die Legebatteriehaltung am Sennhof Geschichte, obwohl sie noch bis zum Jahr 2003 gesetzlich erlaubt gewesen wäre. Im Jahr 2002 waren alle Käfige verschrottet. Dafür baute er eigens die Ställe um und Freiflächen dazu. Gleichzeitig automatisierte der Technikbegeisterte den Betrieb. Das Sennhof-Lädele nahm seinen Betrieb auf – geleitet von seiner Frau Monika. Doch es dauerte seine Zeit, bis auch bei den Konsumenten ein Umdenken erfolgte und „Eier von glücklichen Hühnern“ nachgefragt wurden. Diese waren naturgemäß etwas teurer als das Käfigei. Nach und nach ergriff auch der Lebensmittelhandel die Initiative. Weitere innovative Ideen wie die Einführung eines „Sennhof-Brunchs“ oder „Nudelfeste“ verstärkten das regionale Denken.
Viele innovative Schritte
Die einstige Batterien-Hochburg in Rankweil-Brederis entwickelte sich unter Gebhard Flatz zu einem landwirtschaftlichen Gutshof, in dem nur noch hochwertige und regionale Produkte hergestellt wurden und werden.
Den nächsten mutigen Schritt setzte Flatz im Jahr 2005, als er mit einer Nudelproduktion ohne chemische Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker und künstliche Farbstoffe startete. Vielmehr setzte er auf eine spezielle Herstellungsmethode, damit wertvolles Protein erhalten bleibt. Rund 50 Tonnen Nudeln pro Jahr werden mittlerweile am Sennhof produziert.
Eier mit Ländle Gütesiegel
Das Kerngeschäft liegt aber nach wie vor bei den Ländle Eiern. Das Gackern von 50.000 Hühnern klingt wie Musik in den Ohren. Rund die Hälfte der Hühner lebt in Freilandhaltung. Immer wieder hat der langjährige Geschäftsführer neue Akzente gesetzt. So wurde beispielsweise die Bio-Haltung eingeführt und auch Partnerschaften mit anderen Eierproduzenten aus Vorarlberg geschlossen. Der Sennhof nimmt die Eier ab und verkauft sie weiter. Eine „Win-win“-Situation, die auch neue Geschäftsfelder zutage bringt.
Ein neuer Ansatz ist das Ländle Flüssigei aus Freilandhaltung im TetraPack für die Gastronomie. Das jüngste Kind ist das Projekt Gockelaufzucht, an dem sich einige Partnerbetriebe beteiligen. Die Bauern müssen mehr für die Hühner bezahlen, dafür werden auch die männlichen Küken aufgezogen. Den höheren Preis zahlt der Konsument, sofern er bereit dazu ist.
Ein engagiertes Duo übernimmt
Nach 43 Jahren, in denen Gebhard Flatz am Sennhof tätig war, entschloss sich der 58-Jährige, die Geschäftsführung an die Feldkircher Landwirtfamilie Allgäuer zu übergeben. Und damit auch ein Umsatzvolumen von fünf Millionen Euro. Der Wolfurter, der auch Kammerrat ist, will in Zukunft der Landwirtschaft in beratender Funktion erhalten bleiben. Flatz war immer schon sehr engagiert und unter anderem auch Obmann des Gefügelzuchtverbandes. „Es war eine sehr schöne Zeit für mich, aber auch eine sehr anstrengende. Ein solcher Betrieb bedeutet einen Sieben-Tage-Job. Der Anzug gehörte für mich ebenso dazu wie die Gummistiefel“, fasst er das breite Spektrum zusammen.
Mit Johannes (31) und Mathias Allgäuer (24) ist nun ein junges engagiertes Duo am Werk. „Sie werden den Sennhof erfolgreich weiterführen“, ist der scheidende Chef überzeugt. Sein größter Dank gilt den 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die allesamt übernommen wurden.
Sennhof
Johannes und Mathias Allgäuer
6830 Rankweil-Brederis
Sennhofweg 1
T 05522 735 53
office@sennhof-frischei.at
sennhof-laedele.business.site
Verkauf
Sennhof Lädele Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag 8:00 – 18:00 Uhr
Samstag 8:00 – 12:00 Uhr
Produkte mit Ländle Gütesiegel
Weitere Produkte
Teigwaren, Eierlikör, Edelbrände, Tee, Gewürze, Wurst, Speck, Käse, Sugo, Pesto, Obst, Gemüse, Brot und Gebäck