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BSBZ - Markus Schwärzler Im Gespräch - Foto Pallinger

Freude an der Landwirtschaft vermitteln

BSBZ - Markus Schwärzler Im Gespräch - Foto Pallinger

Für die Reihe „nochgfrogt“ besuchten wir den aktuellen Direktor des Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum Vorarlberg (BSBZ) Markus Schwärzler, der sich nach insgesamt 28 Jahren in die wohlverdiente Pension verabschieden wird. Daher wollten wir mit ihm über die Ausbildung der zukünftigen Bäuerinnen und Bauern im Ländle sprechen und was sich über die Jahre dabei verändert hat.

BSBZ - Markus Schwärzler Portrait im Gespräch - Foto Pallinger

Du bist in deinem letzten Jahr vor der verdienten Pension. Kannst du uns deinen Werdegang und deinen landwirtschaftlichen Hintergrund kurz erläutern?

Ich bin auf einem Bauernhof im Bregenzerwald aufgewachsen. Als sechstes von insgesamt neun Kindern war die Hofübernahme keine Option, das Interesse an der Landwirtschaft war aber in der ganzen Familie stark ausgeprägt. Daher habe ich die Höhere Landwirtschaftsschule Raumberg-Gumpenstein (Steiermark) mit Matura besucht und anschließend auf der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) mein Studium der Fachrichtung Tierproduktion abgeschlossen.

1988 habe ich die Leitung des landwirtschaftlichen Lehrbetriebes Rheinhof übernommen und konnte somit die landwirtschaftliche Tätigkeit mit Lehr- und Forschungsarbeit verbinden. Eine ideale Kombination für mich. 1996 habe ich schließlich die Stelle des Schulleiters vom damals pensionierten Herbert Fill übernommen und diese Aufgabe bis heute mit Freude ausgeführt.

Was waren die größten Herausforderungen für dich, wenn du an deine Zeit im Rheinhof zurückblickst?

Markus: Der Rheinhof wurde mit meinem Einstieg von der Stadt Hohenems gepachtet und als Lehrbetrieb fürs BSBZ immens wichtig. Die erste kleinere Herausforderung hatte ich gleich zu Beginn meiner Tätigkeit zu bewältigen. Der Rheinhof hatte sich in Hohenems zum abendlichen Treffpunkt entwickelt – genauer gesagt bei den Mostfässern. Nach meiner ersten Woche als Leiter des Hofs habe ich die Räume dann abgeschlossen, was vielleicht nicht jeden in der Gemeinde so gefreut hat. Andererseits war mir die Bindung zur Hohenemser Bevölkerung sehr wichtig.

Der Aufbau der Direktvermarkterschiene mit Besonderheiten wie „Blumen zum selber Schneiden, Kartoffelselbsternte, Milch- und Eierautomat sowie der Hofladen“ ließ das Gefühl des Zusammengehörens bald wieder stark werden. Als Ende der 90er Jahre Pläne zur Umwidmung des Gebiets durch die Gemeinde entstanden, und somit der Verlust des Herzstücks unserer praktischen Ausbildung in Gefahr war, konnte dies nur durch das Einwirken der Politik, durch Landeshauptmann Herbert Sausgruber und Landesrat Erich Schwärzler, abgewendet werden. Schlussendlich wurde der Hof vom Land gekauft und der Erhalt der Lehrstätte gesichert.

Die Schule soll weiterhin Freude an der Landwirtschaft vermitteln und durch alternative Bildungsangebote Verbindungen zur nicht bäuerlichen Bevölkerung schaffen.

Markus Schwärzler

Und was waren die größten Umstellungen im Schulbereich?

Markus: Eine Schule lebt, wenn Entwicklungen sichtbar sind. So wurde das Angebot auch ständig erweitert. Inzwischen finden vier Fachrichtungen ihren Platz in unserem Haus. Neben der ursprünglichen Landwirtschaftlichen Fachschule gibt es inzwischen auch die Ländliche Hauswirtschaftsschule, die Höhere Landwirtschaftliche Schule mit Maturaabschluss und die berufsbegleitende Fachschule. Insbesondere die Höhere landwirtschaftliche Schule zu etablieren war ein großer Kraftakt, da diese eigentlich vom Landwirtschaftsministerium teilfinanziert werden müsste und hier kein Bedarf in Vorarlberg gesehen wurde.

Für viele Schüler:innen ist mit 14 Jahren der Weg zu anderen höheren Schulen im landwirtschaftlichen Bereich, wie z. B. in die Steiermark zu weit, wodurch branchenfremde Ausbildungswege eingeschlagen werden. Wir haben uns schlussendlich so beholfen, dass die Höhere Schule des BSBZ als Privatschule geführt wird und somit vom Unterrichtsministerium und vom Land Vorarlberg finanziert wird. Diese Anpassungen haben allein in meiner Zeit zu acht Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen geführt, drei davon im größeren Stil. So konnten wir die Kapazität der Gründungszeit 1974 von insgesamt 150 auf heute 420 Schüler:innen erhöhen. Und trotzdem ist die Nachfrage immer noch deutlich höher, als wir Plätze anbieten können.

Rheinhof - BSBZ - Feldarbeit nach Maß - Foto Pallinger

Wie hat sich die Zusammensetzung der Schüler:innen über die Jahre verändert?

Markus: Durch die Erweiterung um die Ländliche Hauswirtschaftsschule hat sich der Anteil an Schülerinnen im Gesamten erhöht, so ist die Aufteilung zwischen Mädchen und Buben fast 50:50 mit leichtem Überhang an Schülern. An der Höheren landwirtschaftlichen Schule überwiegt jedoch der Anteil der Schülerinnen. Spannend wird es beim Bezug zur Landwirtschaft: 54 % der Schülerinnen und Schüler stammen von einem landwirtschaftlichen Betrieb, 46 % aus dem nicht bäuerlichen Bereich. Das hat sich über die Jahre stark verändert.

Der hohe Anteil an praxisnahem Unterricht steigert das Interesse auch bei Familien ohne landwirtschaftlichen Bezug. Auch kommt es hier viel auf Empfehlungen an. So besuchte Mitte der 90er Jahre der Sohn des Gemeindearztes aus Egg unsere Schule. Seither haben wir jährlich ca. 10 Anmeldungen aus Egg.

Auf welche Themen fokussiert der Unterricht im BSBZ?

Markus: Wir wollen ein möglichst umfangreiches Bild der Landwirtschaft vermitteln. Bereits zur Eröffnung der Schule wurde von meinem Vorgänger die Bedingung gestellt, dass schwerpunktmäßig biologische Landwirtschaft unterrichtet wird. Das ist seither das Herzstück der Schule, daher wurde auch der Rheinhof 1996 auf Bio umgestellt. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war das Konfliktpotential zwischen der biologischen und der konventionellen Wirtschaftsweise in jedem Fall höher als heute. Wir wollen aber verschiedene Bewirtschaftungsmöglichkeiten aufzeigen. Die unterschiedliche Sichtweise der Generationen führte hierbei jedoch oft zu Verzögerungen in der Umsetzung.

Die zukünftigen Hofübernehmer unter den Schüler:innen haben nach dem Abschluss der Schule vielleicht schon klare Vorstellungen, wie sie den heimischen Hof verändern wollen. Die Umsetzung kommt dann vielleicht einige Jahre später, wenn sie die Verantwortung am Hof tragen. Ebenso spielt die Nachhaltigkeit sowie innovative Produktionsalternativen in der Ausbildung eine bedeutende Rolle. Inhaltlich wird der Unterricht natürlich an aktuelle Ereignisse angepasst. So ist der Klimawandel ein immens wichtiges Thema, da die Landwirtschaft doch tagtäglich davon betroffen ist. Es findet also immer mehr Platz im Unterricht und wird in der Lehrerfortbildung forciert.

Das Thema Klima ist ja besonders bei der jungen Generation sehr hoch angesiedelt, denken wir an die FRIDAY FOR FUTURE Bewegung. Wie sieht das im BSBZ aus?

Markus: Unsere Jugendlichen sind hier positiv gesagt eher ausgeglichener. Sie sind nicht so demonstrationswillig wie Schüler:innen anderer Schultypen. Es ist hier sicher von Vorteil, dass unsere Schüler:innen durch die Arbeit am eigenen Hof oder den praktischen Unterricht am BSBZ unbewusst und bewusst Informationen erhalten. So können sie zumindest im Kontext der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion auf mehr Wissen zurückgreifen und die Situation realitätsnah bewerten.

Rheinhof - BSBZ - Salate und Kartoffeln im Hofladen - Foto Pallinger

Das BSBZ arbeitet auch viel mit anderen Institutionen zusammen. Wo gibt es bereits Kooperationen?

Markus: Wir wollen immer Synergien schaffen. So sei die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer erwähnt. Die Fachreferenten sind regelmäßig bei uns im Haus und somit Praktiker und Lehrer auf demselben Wissensstand. Das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) findet in unserer Schule ebenfalls eine Heimat für die Erwachsenenbildung wie branchenfremdere Verbände aus der Jägerschaft und Fischerei. Somit wird das lebenslange Lernen im landwirtschaftlichen Umfeld mit unserer Schule verbunden.

Wichtig ist uns auch die Zusammenarbeit mit den Tourismusschulen der GASCHT und der HLT Bludenz, sind Landwirtschaft und Tourismus doch eng miteinander verbunden. So besuchen GASCHT Schüler:innen einige Kurs bei uns im Haus zum Thema Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung. Die HLT Bludenz bezieht Rohprodukte von unserem Rheinhof und veredelt sie zu tollen Produkten wie Salate, Suppen und Rindsrouladen im Glas. Diese Produkte werden dann unter dem gemeinsamen Label in unserem Hofladen verkauft. Im wissenschaftlichen Bereich versuchen wir gerade eine engere Vernetzung mit der FH Dornbirn im Themenfeld Ressourcenmanagement und Erneuerbare Energien zu erreichen. Ein Schulfach mit großer Bedeutung bei uns das im Hochschulbereich weiter vertieft werden könnte. Die FH könnte von Daten aus der Praxis sowie von unseren Versuchsfeldern profitieren.

Im Herbst 2024 ist für dich als Schulleiter dann wirklich Schluss. Was wünscht du dem BSBZ für die Zukunft und was wartet Spannendes auf dich persönlich?

Markus: Das BSBZ soll sich unter dem zukünftigen neuen Direktor DI Jakob Behmann stetig weiterentwickeln. Die Schule soll weiterhin Freude an der Landwirtschaft vermitteln und durch alternative Bildungsangebote Verbindungen zur nicht bäuerlichen Bevölkerung schaffen. Ich persönlich freue mich, endlich „nur noch“ Bauer zu sein. Ich habe einen kleinen Mutterkuh-Betrieb mit insgesamt 15 Tieren in Hittisau, den ich biologisch bewirtschafte. Das Rindfleisch wird über die Bio Genossenschaft unter der Marke „Vorarlberger Freiland Beef“ vermarktet.

Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum Vorarlberg (BSBZ)

Markus Schwärzler
6845 Hohenems
Rheinhofstraße 16
+43 5576 73316
E sekretariat(at)bsbz(dot)at
www.bsbz.at

Steckbrief

  • Jahrgang 1960, verheiratet, 3 Töchter
  • aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Bregenzerwald
  • schulischer Werdegang: Höhere Landwirtschaftsschule Raumberg-Gumpenstein in der Steiermark besucht,
  • abgeschlossenes Studium an der BOKU Wien – Fachrichtung Tierproduktion
  • aktuell: Direktor im BSBZ Hohenems
  • biologisch geführter Mutterkuh-Betrieb mit 15 Tieren in Hittisau und einer kleinen Alpe in Balderschwang
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