skip to Main Content
Manfred Nägele - Manfred Erntet Äpfel (Foto: Michael Kreyer)

Warum ein Pensionist bei Bäumen auf die Jugend setzt

Manfred Nägele - Manfred Erntet Äpfel (Foto: Michael Kreyer)

Manfred Nägele beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit dem Anbau von Obst. Auch mit 82 Jahren will der langjährige Ländle Gütesiegel Partner seine Apfelbäume nicht missen. Sie verleihen ihm sogar eine jugendliche Frische, auch wenn die Apfelernte mittlerweile nur mehr ein „Hobby“ ist.

Wenn Manfred Nägele mitten unter seinen Apfelbäumen steht, offenbart sich darin sein ganzes Lebenswerk. Seit seiner Kindheit hat es dem nunmehr 82-Jährigen die süße Frucht angetan. Auf den 22 Ar (das entspricht 2.200 Quadratmetern), die er mittlerweile noch bewirtschaftet, trifft das Alter auf die Jugend. „Fast alle Bäume, die hier stehen, sind sehr jung und erst in der Anfangsphase ihres Lebens“, drückt es der Pensionist etwas philosophisch aus. Es hat den Anschein, dass ihn gerade sein sehr zeitaufwändiges Hobby, wie er es nennt, jung hält. „Ich fühle mich fit und möchte dies machen, solange es mir irgendwie möglich ist“, ergänzt er. Dass er baumtechnisch auf die Jugend setzt, hat aber einen ganz bestimmten Grund. „Junge Bäume geben weniger Arbeit. Der Schnitt ist weniger zeitintensiv und sie tragen auch noch nicht so viele Früchte.“ Langweilig wird ihm aber auch so nicht.

Manfred Nägele - Portrait mit Ländle Apfel Karton in der Plantage (Foto: Michael Kreyer)

Rund 3.000 Kilo Äpfel

Stolze 24 Jahre war Nägele Apfellieferant für die Handelskette Spar. „Ein sehr guter Partner“, schwärmt der Gaißauer von der langjährigen Zusammenarbeit. Nachdem er seine Kulturen reduziert hat, setzt er nur noch auf dem Ab-Hof-Verkauf. Was nicht direkt verkauft wird, wird zu Apfelsaft gepresst oder zu Most vergoren. Rund 3.000 Kilogramm Äpfel beträgt seine jährliche Ernte, in Spitzenzeiten waren es zehnmal so viel. „Leben hätte ich dennoch nicht davon können. Hätte ich das hauptberuflich gemacht, wäre ich schon lange verhungert und nicht so alt geworden“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Der zweifache Vater und Opa war hauptberuflich Mechaniker bei der Firma Leica in Heerbrugg.

Oft hieß es, um fünf Uhr früh die frischen Früchte zu liefern und im Anschluss gleich zur Arbeit zu fahren. Nach dem Feierabend ging es gleich wieder zu den Obstbäumen. Auch am Wochenende war nichts mit Ausruhen. Selbst die Bäume züchtete er von eigener Hand. „Wenn ich manchmal an diese Zeit zurückdenke, frage ich mich schon, wie ich das alles geschafft habe. Ein großer Rückhalt war die Familie, die mich unterstützt und mitgeholfen hat. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen.“ Auch der Landwirtschaftskammer spricht er seinen Dank aus, die ihm über die Jahre mit Rat und Tat zur Seite stand.

Der einzige Luxus während seines Berufslebens war ein einwöchiger Urlaub, den sich die Familie pro Jahr gönnte. „Und den verbrachten wir in Österreich.“ Ohne die Leidenschaft, die ihm sein Vater in die Gene gepflanzt hatte, wäre solch ein Einsatz sicher nicht möglich gewesen. So zieht sich der Lebensbaum der Familie durch eine jahrzehntelange Obstgeschichte. Der Vater war es, der die ersten Meterbäume einpflanzte. Manfred war damals noch Schüler. Der Apfel fiel jedoch nicht weit vom Stamm. Später übernahm er selbst die Anlagen, stellte die Plantagen auf Spindelbüsche um. Diese lassen sich gut zum Spalierobst ziehen und wegen ihrer geringen Wuchshöhe sind die Früchte gut zu pflücken.

Ein großer Rückhalt war die Familie, die mich unterstützt und mitgeholfen hat. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen.

Manfred Nägele

Manfred Nägele - Äpfel am Baum (Foto: Michael Kreyer)

Apfelsorten ändern sich

Auch die Apfelsorten haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Damit das Tafelobst in den Handel gelangt und gekauft wird, muss es nicht nur gut schmecken, sondern auch optisch den Ansprüchen gerecht werden. Gefragt sind „perfekte Typen“. Ganz dem Motto entsprechend: „Das Auge isst mit“. Typische gängige Sorten sind derzeit Gala, Elstar, Boskoop, Jonagold und Topaz. Bis eine neue Apfelsorte im Handel akzeptiert wird, vergehen im Schnitt fünf Jahre. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Business auch immer schnelllebiger.

Die Anbauzeiten wurden kürzer, die Ernte einfacher, das Arbeiten wirtschaftlicher. „Man muss das gerne tun oder sein lassen“, weiß der lebenserfahrene Mann, worauf es trotz aller Wandelbarkeit ankommt. Die Unwägbarkeiten der Witterung sind ohnehin ein ständiger Begleiter. Hagel und Frost sind die zwei größten Feinde für Blüten oder Früchte. Hinzu kommen Schädlinge wie Pilze oder der Apfelwickler. Die Klimaveränderungen machen zudem alles noch unberechenbarer. Doch irgendwie gleicht sich immer alles aus, spricht die Erfahrung aus ihm. Nägele appelliert in dieser Hinsicht an den Hausverstand und an das Gespür, das die Menschen früher an den Tag legten.

Ein bewegtes Obstleben

Heute blickt Nägele auf ein bewegtes Obstleben zurück. Mit vielen schönen Sachen, die er dabei erlebt hat. Besondere Highlights waren die Kurse und Fortbildungen, die ihn nach Deutschland, Südtirol oder in die Steiermark geführt haben. „Da habe ich viel kennengelernt. Vor allem andere Obstbauern.“ Immer an seiner Seite war ein guter Kollege, der mittlerweile verstorben ist. „Wir waren eine ganze Truppe, die mit zwei Bussen unterwegs war.“ Heute ist er der einzige in Gaißau, der Äpfel anbaut. Mittlerweile ist es tatsächlich mehr zu einer Beschäftigung geworden, die der 82-Jährige nicht missen möchte. Als er sich im letzten Jahr beim Baumschneiden die Achillessehne riss und in der Folge mit einem Liegegips zu Hause bleiben musste, spürte er die Unruhe in sich. „Ich brauche die Beschäftigung an der frischen Luft.“

Sollte er mal nicht mehr in der Lage sein, sich mit den Bäumen zu beschäftigen, gibt es keinen Nachfolger. Sein Sohn lebt in der Steiermark, die Tochter führt eine Tankstelle in Hard. Andere Interessenten gibt es nicht. Echte Gedanken darüber, was dann sein wird, macht er sich jedoch nicht. „Es will sich auch niemand mehr diese intensive Arbeit antun. Alle, die das tun, sind auf ihre Art Idealisten.“ Ein Idealist, der zufrieden auf sein Lebenswerk blickt. Mit Manfred verabschiedet sich ein Urgestein der Ländle Apfel Produzenten in die wohlverdiente Pension. Die Obstbäume blühen zwar immer noch in seinem Garten, aber jetzt nur mehr ganz privat.

Manfred Nägele

Gartenstraße 17
6974 Gaißau
T 0650 2091142
E manfred.naegele@gmx.at

Verkauf

Produkte

  • Äpfel
  • Kirschen
  • Zwetschken
  • Birnen

 

Direktvermarktung ab Hof
sehr kleine Mengen

Back To Top