Der Landesforstgarten in Rankweil ist das Pflanzenmekka Vorarlbergs. Auch Ländle Christbäume werden in den Anlagen gezüchtet. Leiter Andreas Kapp kennt die Vorlieben der Kunden wenn es um die Weihnachtsbäume geht. Nicht nur die Nordmanntanne steht hoch im Kurs.
Die über zwei Meter lange Säge, die an der Wand des Büros von Andreas Kapp hängt, ist noch ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Die links und rechts darauf befindlichen Griffe verdeutlichen, dass damit noch mit den bloßen Händen dicke Stämme umgesägt wurden. Mittlerweile hat längst der Motor Einzug gehalten. Auf der anderen Seite ziert eine große Holzscheibe die Wand, die von einer riesengroßen Fuchswaldtanne stammt, die am 24.11.1954 in Raggal gefällt wurde. Der 43 Meter hohe Baum war 336 Jahre alt und sein Stockdurchmesser betrug stolze 192 Zentimeter.
In den Stammringen sind Jahreszahlen festgehalten, die wichtige historische Ereignisse dokumentieren. Sie alle hatte die mächtige Tanne einst überlebt. Für die damaligen Förster mag es nicht nur Schwerstarbeit gewesen sein, sondern auch eine Sensation, einen derart mächtigen Stamm zu zerlegen. Verbunden mit der Ehrfurcht vor der Natur, die es erst möglich macht, dass solch ein fundamentales Gewächs gedeihen kann.
Die Pflänzchen gedeihen
Für einen Christbaum wäre die Tanne höchstens im Land der Riesen geeignet gewesen. Die Menschen um sie hätten sich wohl eher wie in Liliput gefühlt. So wie auch mancher Baum, der im Landesforstgarten in Rankweil heranwächst, noch nicht mehr als ein zartes Pflänzchen ist. In den geschulten Händen von Leiter Andreas Kapp und seinem Team wird es entsprechend gedeihen und in ein paar Jahren stolz geschmückt zu Weihnachten Kinderaugen leuchten lassen.
Nach gut fünf Jahren haben die Weihnachtsbäume in spe gut 30 Zentimeter erreicht, dann wachsen sie nochmals zwischen sieben und zehn Jahre, ehe sie eine stattliche Höhe erreicht haben. Über 2.000 sind es, die jährlich neu gesetzt werden, gut 1.500 wiederum werden pro Jahr verkauft. Der große Renner ist nach wie vor die Nordmanntanne, wobei auch die Fichte ihr Comeback feiert. Neben den klassischen Baumsorten wie die Weißtanne oder Blaufichte werden aber auch Exoten nachgefragt – wie beispielsweise die serbische Fichte oder die Kiefer, die in der Schweiz häufig als Christbaum verwendet wird.
Die Nachfrage nach Ländle Christbäumen ist sehr gut. Die Kunden wissen, dass sie ein Qualitätsprodukt aus Vorarlberg erhalten.
Andreas Kapp
Über 300.000 Pflanzen
Freilich machen die Christbäume nur einen winzig kleinen Teil im Forstgarten des Landes aus. Andreas Kapp, der seit 38 Jahren hier ist, zieht mit seiner vierköpfigen Mannschaft pro Jahr 300.000 Pflanzen auf. Die Aufforstung der Wälder ist der wichtigste Part, wobei auch vermehrt Laubholz „produziert“ wird. Generell gilt es, den Wald in Vorarlberg klimafit zu halten oder zu machen, da spielt das Wissen des 60-Jährigen, der die HTL für Forstwirtschaft in Bruck an der Mur absolviert hat, eine große Rolle.
Da es wärmer wird, setzt die Blüte früher ein. Manchmal sogar schon im Winter, wenn es zu mild ist. Kommt es im Frühjahr zum Frost, kann dies fatale Folgen haben. Der Aufenthalt in der Natur ist es, warum sich der mit einer stoischen Ruhe ausgestattete Forstgartenleiter einst für seinen Beruf entschieden hat. Viel hat sich in den Jahren verändert. „Die EDV ist dazugekommen, alles muss schneller gehen, und auch die Pflanzen haben sich zum Teil angepasst“, lautet das Kurzresümee seiner beruflichen Vita. Kapp, der in Dornbirn geboren wurde und nun in Götzis lebt, ist für die komplette Organisation des Betriebes zuständig.
Im Dezember ist Christbaumzeit
Sobald die Dezembertage anbrechen, dreht sich im Forstgarten das meiste um die Christbäume. Dann herrscht Hochbetrieb im Landesforstgarten. Einige haben ihr Exemplar für Weihnachten zwar schon im Oktober oder November ausgesucht, das Hauptgeschäft findet aber naturgemäß in der Adventszeit statt. „Wer will, kann seinen Baum auch selber schneiden“, erklärt Kapp. Besonders für Familien mit kleinen Kindern ist dies ein Erlebnis. Freilich helfen die Experten gerne und machen den Baum auch transportfertig. „Die Nachfrage nach Ländle Christbäumen ist sehr gut. Die Kunden wissen, dass sie ein Qualitätsprodukt aus Vorarlberg erhalten.“
Früher gab es im Forstgarten auch lebende Christbäume zum Ausleihen. Die Erfahrungen damit waren jedoch negativ. „Die meisten Bäume, die wir zurückbekamen, waren in einem miserablen Zustand. Sie wurden nicht richtig gepflegt und teilweise war sogar noch der Christbaumbehang oben.“ Für andere wiederum sind lebende Christbäume eine Alternative für zu Hause. „Aber sie sind nicht einfach zu halten, da muss man viel richtig machen“, sagt der Experte. „Ansonsten gehen sie kaputt.“ Da haben die Pflänzchen, die im Landesforstgarten wachsen, schon eher die Chance zu einem ordentlichen Christbaum heranzureifen. „Sie werden ja eigens dafür gezüchtet, dass sie vor Weihnachten gefällt werden“, braucht man für ihn absolut keine Bedenken haben, ob es nicht doch besser wäre, auf eine lebende Variante oder gar Kunstbaum auszuweichen. Nicht jeder Baum wird eben so mächtig und alt wie die riesengroße Fuchswaldtanne aus Raggal, die es bereits gab, als Weihnachten noch gar nicht gefeiert wurde.
Landesforstgarten Vorarlberg
Sulzer Weg 2
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