In der Reihe „nochgfrogt“ haben wir für diese „luag“-Ausgabe mit Hubert Strolz gesprochen. Als Olympia-Sieger ist er den meisten Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern bekannt, doch er ist auch Bio-Bauer und hat eine klare Linie bei der Ausrichtung seines Betriebs.
Als Olympiasieger bist du fast allen bekannt, aber du bist auch Landwirt. Wie war der Werdegang, wie bist du zur Landwirtschaft gekommen?
H. Strolz: Mein Vater hat hier in Warth bereits den landwirtschaftlichen Betrieb geführt, welchen ich mit meiner Frau Birgit dann 2007 übernommen habe. Ich bin damit aufgewachsen und habe natürlich schon immer mitgeholfen. Es war ein guter Ausgleich zum Spitzensport. Bis ich 32 Jahre alt war, bin ich aktiv Schi gefahren, war von 1980 bis 1994 in der österreichischen Nationalmannschaft.
Beruflich hatte ich einiges ausprobiert, war bei der Gendarmerie, bei der Raiffeisenbank und auch mal kurz beim Schihersteller Kästle angestellt. Da habe ich auch gemerkt, dass ich kein Verkäufer bin. Zudem habe ich die staatliche Ausbildung zum Schilehrer und Schiführer abgeschlossen und war 10 Jahre Schischulleiter in Warth. Das habe ich 2007 abgegeben und die Landwirtschaft daheim fix übernommen. Als Schiführer bin ich aber auch weiterhin in der Schischule tätig.
Die Entscheidung für die Landwirtschaft war ganz bewusst. Man muss sich irgendwann für seinen eigenen Weg entscheiden und meiner war es, die Landwirtschaft meiner Eltern fortzuführen
Hubert Strolz
Wie schaut dein heimscher Betrieb aus? Wieso die Entscheidung für die Landwirtschaft?
H. Strolz: Wir führen unseren Hof als Bio-Milchbetrieb und haben 5 Milchkühe und die Nachzucht, im Stall stehen also immer so zwischen 10 und 15 Tiere. Früher stand da ein alter Stall, wie es hier oben üblich war, mit der Hofübernahme 2007 haben wir aber einen neuen Laufstall gebaut, der direkt neben unserem Wohnhaus mit Ferienapartments liegt. Die Entscheidung für die Landwirtschaft war ganz bewusst. Man muss sich irgendwann für seinen eigenen Weg entscheiden und meiner war es, die Landwirtschaft meiner Eltern fortzuführen. Wirtschaftlich gesehen ist es in dieser Lage und Größenordnung kein Faktor, aber mir ist es ein Anliegen, weil es einen Wert hat, dass ich das für meine Eltern in die nächste Generation weitertrage. Ich denke, unser Sohn Johannes wird das später einmal in einegute Zukunft weiterführen, wenn auch sicher ganz anders als ich.
Am Hof selbst steht die Leistung der Tiere nicht im Vordergrund. Hier brauche ich eine robuste, standortgerechte Rasse. Meine Eltern hatten Brown Swiss Rinder für die höhere Milchproduktion, jedoch ist das Original Braunvieh in Warth besser geeignet, es ist standfester im steilen Gelände. Die Linie von meinem Vater wollte ich aber nicht hergeben, also bin ich seit 4 Jahren wieder am zurückzüchten. Das Original Braunvieh gibt zwar weniger Milch, welche übrigens ab Juni neu an die Käserebellen Sulzberg geht, aber genau die Menge, die mit dem vorhandenen Futter erreicht werden kann. Wenn ich das sagen wir mal um 1.000 Liter – zusätzlich erhöhen wollte, müsste ich Kraftfutter zukaufen, dessen Kosten die Mehreinnahmen direkt auffressen würden. Ich muss sagen, mir taugt es einfach, wenn hier wieder Original Braunvieh auf meiner Alpe zwischen Lech und Warth steht, das gehört hierher. Ich habe auch kein Problem mit großen Betrieben. Wenn jemand 1.000 Kühe hat, ist das in Ordnung, solange er genügend Boden hat und alles in Kreislaufwirtschaft betreiben kann. Nur wenn man dafür dann Soja und Mais aus Übersee importieren muss, ist wirklich viel in Schräglage.
Mit den bereits angesprochenen Appartements seid ihr auch ein Tourismusbetrieb. Wie siehst du den Bezug deiner Gäste zur Landwirtschaft? Oder interessieren die sich mehr für die Vitrine mit den Pokalen und Medaillen im Eingangsbereich?
H. Strolz: Wir haben das Haus bereits 1990 übernommen und umgebaut. Meine Eltern hatten schon eine Frühstückspension, wir haben nun Ferienappartements. Während des Umbaus wurden alle Pokale und Medaillen eingepackt und in einer Garage zwischengelagert. Die Vitrine war schon damals zu klein, einige Dinge sind immer noch in Kisten verpackt. Und jetzt kommen noch die Auszeichnungen von Johannes dazu.
Grundsätzlich haben immer mehr Menschen keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft. Da ist es schön, dass wir unseren Gästen die Arbeit an unserem Hof zeigen können. Auch wenn es nicht alle interessiert, so haben wir doch viele Stammgäste, die diese Arbeit wertschätzen. Wenn ich erkläre, dass ein Kalb jetzt geschlachtet wird, verstehen das nicht alle. Jede Kuh und jedes Kalb hat bei uns einen Namen. Wir achten darauf, dass sie eine gute Zeit am Hof haben, dass das Tierwohl passt und sie gesund sind, aber es bleiben Nutztiere. Es tut den Leuten gut, das auch mal in echt zu sehen, da – ohne direkten Bezug dazu – die Notwendigkeit der Haltung von Nutztieren nicht mehrso klar ist. Früher waren Lebensmittel kostbar, da hatten wir am Hof auch noch Schweine, die selbst geschlachtet wurden und das gesamte Tier verwertet wurde. Davon hat sich unsere Konsumgesellschaft mittlerweile meilenweit entfernt. Auch in der Gastronomie sieht man das. Viele Köche kaufen nur noch Edelteile, die können und wollen gar kein Beuschel mehr zubereiten.
Der Trend zur Nachhaltigkeit und zur Wertschätzung ist Gott sei Dank bei der jungen Generation wieder da. Sie wollen wissen, wo die Lebensmittel herkommen und ob es die Tiere am Hof gut hatten. Aber man muss das auch entsprechend kommunizieren und den Konsumenten vor Augen führen, insbesondere die regionale Wertschöpfung. Ich glaube, die jungen Leute werden das dann weitertragen in eine gute Zukunft.
Wie siehst du die Zusammenarbeit von Tourismus und Landwirtschaft in Vorarlberg?
H. Strolz: Es gibt da schon einige gute Kooperationen. Wir liefern seit Jahren unsere Milchkälber an die Taube in Bizau. Die Schwestern Margit und Monika legen viel Wert auf Qualität und Herkunft. Wir sind befreundet und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Sie nehmen die ganzen Kälber ab und verwerten sie komplett. Das kommt auch bei ihren Gästen gut an, die bereit sind, für Qualität und Regionalität den Mehrpreis zu zahlen.
Im Spitzensport spielt Ernährung natürlich eine wichtige Rolle. Gilt das auch für Herkunft und Qualität der Produkte? Und hat sich einiges verändert, wenn du deine aktive Zeit mit der von Johannes heute vergleichst?
H. Strolz: Schon damals bei mir wurde beim Training auf dieselben Themen Wert gelegt: Ernährung, Krafttraining, Kondition, Technik. Nur hatten wir vor 30, 40 Jahren einen anderen Wissensstand – wobei wir früher verständlicherweise zu jeder Zeit gedacht haben, das sei das Optimum. Die Grundelemente der Schitechnik sind immer noch dieselben, die Physik hat sich ja nicht geändert. So war und ist die Ernährung natürlich wichtig, wobei sie aus meiner Sicht insbesondere Kopfsache ist. Man muss dabei konsequent sein. Ich hatte während meiner aktiven Zeit selbst eine Phase, in der ich komplett auf Fleisch und Zucker verzichtet habe. Obwohl ich an sich schon ein Fleischesser bin, war das in dem Moment richtig für mich und da bin ich standhaft geblieben. Die Qualität der Lebensmittel spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Mit der Regionalität ist es etwas schwieriger. Als Sportler bist du das ganze Jahr unterwegs: mal in Wengen, mal in Adelboden, dann in Zagreb, in Peking und überall isst du das Essen von dort. Da spielt die Zusammensetzung der Speisen in Bezug auf die jeweiligen Trainingsinhalte eine größere Rolle. Zu Hause wird dann wieder auf die regionale Herkunft geachtet.
Haus Hubertus
Hubert Strolz
6767 Warth
Bildegg 19
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