Seit zehn Jahren bewirtschaftet die Familie Meusburger aus Großdorf die Alpe Gemeine Brongen oberhalb von Schetteregg. Neben Milchkühen werden auch Ländle Alpschweine gehalten, die mit nahrhafter Molke gefüttert werden. In bewährter Gastfreundschaft werden Wanderer mit leckeren Alpprodukten und hausgemachten Kuchen verköstigt.
Die Alpe Gemeine Brongen oberhalb von Schetteregg ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Wanderer machen hier gerne Station, um sich an den, auf der Alp selbstgemachten Produkten, zu laben oder sogar einmal eine Nacht hier oben zu verbringen. Allein schon das Frühstück mit Stopfer ist es wert. Die Familie Meusburger wiederum hat auf der Alpe eine zweite Heimat gefunden. Bereits zum zehnten Mal verbringen sie die Zeit von Mitte Mai bis Anfang September auf 1.200 Meter Seehöhe am Fuße der Winterstaude. Freilich mit Urlaub oder Erholung hat das Alpleben für die Meusburgers wenig zu tun. Vielmehr geht es mit der täglichen Arbeit um 5 Uhr am Morgen los und vor 20 Uhr ist kaum einmal Feierabend. Und dies sieben Tage die Woche durchgehend.
Viel wird händisch gemacht
„Freizeit ist hier oben ein Fremdwort für uns“, spricht der 53-Jährige für die ganze Familie, die wenn sie nicht auf der Alp ist, in Großdorf zu Hause ist. So ist Ehefrau Hilde (49) ebenso voll in den Betrieb integriert und auch die Söhne Michael (22) und Simon (19) helfen mit, während Nesthäkchen Mina – zarte sechs Jahre jung – das Alpleben erst richtig kennenlernt. „Eine wichtige Stütze ist auch unser Praktikant Magnus“, lobt Franz Meusburger das Engagement des Jugendlichen, der mit Herz und Seele dabei ist und überall mithilft, wo er gebraucht wird. Magnus fungiert auch als Pfister, er kümmert sich also auch um die Tiere. Viel wird noch händisch gemacht, da sich auf der Alp mit seinen steilen Hängen wenig mechanisieren lässt. Das gilt beispielsweise auch für die Käsepflege. Für den hauptberuflichen Landwirt geht es in der Früh mit dem Melken der 55 Kühe los. 32 davon sind seine eigenen, die restlichen stammen von vier weiteren Alpbesitzern.
Gleich im Anschluss ist sein Platz in der Sennerei. Über den Sommer stellt er rund 300 Laib Käse, sowie Butter und Joghurt her. Gekäst wird im traditionellen Kupferkessel. Seit Anbeginn ist der Betrieb auch bei der Aktion Ländle Alpschwein dabei. „In diesem Jahr halten wir 15 Schweine, die ausschließlich mit Molke und Gerste gefüttert werden“, ergänzt der Älpler.
Die Borstentiere kommen mit sieben Wochen als Ferkel auf die Alp und können den Sommer im Strohstall bzw. auch im Freien verbringen. Die Alpschweinhaltung war in früheren Zeiten auf Sennalpen durchaus üblich, konnte dadurch doch die Molke als Nebenprodukt bei der Käseerzeugung verwendet werden. Kaskadennutzung nennt sich dies in der Fachsprache. Die Schweine lieben das nährstoffreiche Getränk, das auch das Fleisch zarter macht. Das Fleisch der Ländle Alpschweine gilt als absolutes Premiumprodukt, das ab August bis September bei Sutterlüty, SPAR, der Metzgerei Natter und bei einigen Alpen auch direkt erhältlich ist. Mindestens 70 Tage verbringen die Tiere auf der Alp und können so unter gesunden und artgerechten Bedingungen heranwachsen. Die Ställe sind geräumig und bieten viel Platz zum Stehen und Liegen. Stroh ist obligatorisch. Ein Leben, das nur wenigen Schweinen vergönnt ist.
Ländle Alpschwein als Besonderheit
Das Ländle Alpschwein ist eine Besonderheit in ganz Österreich und eng mit der Alpwirtschaft verbunden, die in Vorarlberg bereits seit hunderten Jahren betrieben wird. So hat auch die Alpe Gemeine Brongen eine lange Geschichte. Ursprünglich bestand sie aus zehn gemeinschaftlichen Hütten verschiedener Weidebesitzer. Davon leitet sich auch der Name Gemeine ab. 1928 beschloss man, aus diesen zehn Hütten ein neues Gebäude für alle zu errichten. Dieses fiel 1944 einem Feuer zum Opfer.
Am selben Ort wurde sofort wieder eine Hütte aufgebaut, die im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut wurde. Unter anderem im Jahr 1959, als der Lift in Schetteregg errichtet wurde und somit die Erschließung mit Strom erfolgte. Vor 20 Jahren erfolgte die letzte große Generalsanierung. Für die Familie Meusburger bietet sie alles, was man für die Sommermonate so braucht. Über die Jahre haben sie viele Gäste persönlich kennengelernt. Ein Höhepunkt sind auch die Führungen durch die Sennerei. Da darf freilich auch der Bergkäse gleich probiert werden. Manche bevorzugen den würzigeren, andere wiederum den milden. Die köstlichen Sorten können direkt auf der Alp erworben werden. Alternativ dazu bietet sich der Ab-Hof-Verkauf beim Automaten in Großdorf auf dem Hof an.
Zeit für eine Runde Kartenspielen
Wenn gegen 20 Uhr endlich die letzten Arbeiten erledigt sind, bleibt der Familie ein wenig Zeit, um zusammenzusitzen und den Tag mit Kartenspielen ausklingen zu lassen. Dann sind sie in ihrer eigenen Welt, die sich in den Alpwochen abseits des Dorflebens abspielt. „Es ist gesellschaftlich schon ein Unterschied, ob man auf der Alp oder im Dorf lebt“, weiß auch Hilde Meusburger. Das Alpleben möchten sie dennoch nicht missen. „Man kommt im Frühjahr gerne rauf, geht im Herbst aber auch gerne wieder runter“, fasst sie zusammen. Die Arbeit geht ihnen aber auch dann nicht aus. Dann geht wieder alles von vorne am eigenen Hof los. Ein ewiger Kreislauf, der sie auch ganz nah bei der Natur sein lässt.