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Georg Nenning Auf Einer Wiese

Wo Wald und Wild im Einklang leben

Georg Nenning Auf Einer Wiese

Der Hittisauer Georg Nenning kreierte ein Jagdmodell, das den Lebensraum des Waldes in den Mittelpunkt stellt. Für sein Engagement bekam der 59-Jährige im Oktober den Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft verliehen.

Nur ganz schwach schimmert die Sonne durch die Lichtung des Waldes. Zu dieser Jahreszeit ist dies ganz normal. „Von November bis Anfang Februar liegen wir hier völlig im Schatten“, sagt Georg Nenning und richtet dabei einen Blick auf den steil emporsteigenden Hittisberg hinauf. Am Fuße des mächtigen Massivs liegt auf 920 Meter Seehöhe der Hof, in dem der frischgekürte Staatspreisträger gut 55 Jahre lebte. Und gleich auf der anderen Seite der Straße, die nach Sibratsgfäll führt, beginnt der Wald, den bereits sein Vater bewirtschaftete. „Einst gab es hier Richtung Balderschwang nur eine Fuhrmannstrecke“, schwelgt der nunmehr 59-Jährige in Kindheitserinnerungen. Er kennt noch die Zeiten, in denen der Vater mit dem Pferdewagen das Holz transportierte. Der Verkauf von Brennholz war bis in die 1960er-Jahre eine wichtige Einnahmequelle, um die Familie zu ernähren. Bis das damals billige Öl eine übergroße Konkurrenz wurde

Ein Reh im Wald

Verbiss durch hohen Wildbestand 

Die Folge: die Waldbewirtschaftung verlor stark an Bedeutung und lag zeitweise brach. Der Wildbestand stieg stark an. Durch den Verbiss konnte kein richtiger Jungwald mehr aufkommen, wodurch die Plenterstrukturen des Mischwaldes aus dem Gleichgewicht gerieten. Das betraf den Ahorn, der wegen seiner starken Verwurzelung als Stabilitätsgarant gilt, ebenso wie die Weißtanne, die resistent gegen Borkenkäferbefall ist. Die Vitalität nahm spürbar ab und damit auch die Schutzfunktion, die Wälder an den steilen Hängen erfüllen. Für den engagierten Waldliebhaber, dem 20 Hektar gehören, war klar, dass dagegen etwas unternommen werden musste. Dass dies nicht so einfach werden würde, war dem Landwirt durchaus bewusst. Vor allem von Seiten der Jägerschaft war der Widerstand groß, als er appellierte, das Jagdsystem umzustellen. Sein Gedanke, den ökologischen Lebensraum und nicht die Trophäe in den Mittelpunkt zu stellen, kam nicht bei allen gut an. Durch seine Unbeirrbarkeit gelang es ihm schließlich, dass eine Umstellung vor sechs Jahren durchgeführt wurde. Weniger Jagdpachteinnahmen stehen seither einer intensiveren Waldbewirtschaftung gegenüber. Nenning ist überzeugt, dass dies auch dem Wild zugutekommt. „Zu hohe Bestände führen zu Stress bei den Tieren.“

Eine gute Durchmischung ist wichtig

Die ersten Erfolge sind bereits zu sehen. Georg Nenning führt zu einer Stelle an der die Diversität gut sichtbar ist. Mächtige Fichten, majestätische Buchen sowie weniger große Bäume reihen sich zwischen jungen Trieben. Der Waldkenner spricht von einer guten Durchmischung. Allein dem Wild die Schuld zu geben, wenn ein Gehölz sich nicht entwickeln kann, wäre zu wenig. Auch die Dunkelheit kann vieles eintrüben. Ein Wald braucht Luft und Sonne. Einzelne Strahlen blinzeln durch die Bäume hindurch. So als würden sie dem Bregenzerwälder zuzwinkern. In diesem Augenblick scheint Nenning vollkommen eins mit dem Kreislauf der Natur zu sein.

Das Verweilen und Innehalten gehört im Wald dazu. Eine dauerhafte Rast jedoch nicht. Denn Nachlässigkeit ist nicht gefragt. „Es kann schnell wieder zerstört sein, was wir in sechs Jahren aufgebaut haben.“ Wenn Georg Nenning von „Wir“ spricht, sind dabei die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Hittisau 1 gemeint. Er selbst steht der Genossenschaft als Obmann vor. Das komplette Gebiet ist auf vier Jagdpachten aufgeteilt. Jedem Jäger stehen ca. 250 Hektar zur Verfügung.

Hochsitz im Wald
Georg Nenning im Wald

Holz als klimaneutraler Energiespender

Die Verleihung des Staatspreises für beispielhaft Waldwirtschaft ist für Georg Nenning eine Anerkennung, die zeigt, dass er mit seiner Intervention nicht auf dem Holzweg war. Im Gegenteil: Die Nutzung und der Nutzen des Holzes erhielten wieder einen Mehrwert. Die erschreckenden Meldungen über den steigenden CO2- Ausstoß und den immer rascher voranschreitenden Klimawandel zeigen dringenden Handlungsbedarf. Das Holz als natürlicher und klimaneutraler Energiespender nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Gerade in so einem waldreichen Land wie Vorarlberg stellt es eine wertvolle Ressource dar.

Für Georg Nenning gehört sie seit Kindesbeinen dazu. Auch in seinem neuen Zuhause. Nachdem er den Hof vor vier Jahren an seinen Sohn übergab, zog er in eine Wohneinheit im Dorf, die in Niedrigenergiebauweise aus naturbelassenem Weißtannenholz in Verbindung mit Lehm errichtet wurde. Die Wärmeversorgung erfolgt mittels einer Kachelofenheizung, die von einer Solarheizung unterstützt wird. Hier schließt sich der Kreis des Holzes und der Sonne, während sie über seinem alten Zuhause einen dreimonatigen Winterschlaf einlegt.

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