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Andrea Schwarzmann Und Petra Wiedemann Im Interview - Foto Manuelpaul.com

Ein Vierteljahrhundert ländliche Weiterbildung

Andrea Schwarzmann Und Petra Wiedemann Im Interview - Foto Manuelpaul.com

Das LFI (Ländliches Fortbildungsinstitut) ist in Österreich der größte Bildungsanbieter im ländlichen Bereich. Das LFI Vorarlberg feierte 2023 sein 25-jähriges Bestehen. Um mehr über die Einrichtung für Erwachsenenbildung zu erfahren, haben wir uns mit der Vorstandsvorsitzenden Andrea Schwarzmann und der Geschäft‘sführerin Petra Wiedemann auf dem Biohof Lingenhel in Doren zum Gespräch getroffen.

Geschäftsführerin Petra Wiedemann und Vorstandsvorsitzende Andrea Schwarzmann - Foto manuelpaul.com

Das LFI feiert heuer sein 25-jähriges Jubiläum. Warum kam es damals zur Gründung?

Petra: Das LFI wurde 1998 auf Anstoß der Landwirtschaftskammer Vorarlberg (LK) als Verein gegründet. Er sollte alle Weiterbildungsangebote im landwirtschaftlichen Bereich bündeln. Es gab schon früher viele Seminare und Kurse, die beispielsweise von Bäuerinnenorganisationen oder Fachverbänden organisiert wurden. Diese sollten gesammelt angeboten werden. Seither gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten, die in enger Zusammenarbeit mit dem BSBZ (Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum Vorarlberg) die Erwachsenenbildung ermöglicht.

Andrea: Die Gründung des Vereins war fördertechnisch notwendig, damit professionelle Weiterbildung leistbar bleibt. Das LFI ist die Bildungseinrichtung der LK, was eine enge Zusammenarbeit mit Verbänden, Fachabteilungen und dem BSBZ ermöglicht und diese von der Arbeit des LFI auch profitieren können. Zudem wird das LFI in der Gesamtstrategie berücksichtigt und eingebunden. Diese Struktur ist nicht selbstverständlich. Das LFI ist zwar ein nationaler Verbund und in den anderen Bundesländern aktiv, jedoch teilweise als komplett eigenständiger Verein.

Was wird beim LFI angeboten?

Petra: Es werden aktuell 50 verschiedene Zertifikatslehrgänge angeboten, z.B. Schule am Bauernhof, Greencare, Edelbrandsommelier, Direktvermarktung oder Baumwärter. Diese Kurse sind längerfristig angelegt und werden mit Prüfung und Projekteinreichung abgeschlossen. Sie bieten gleichzeitig neue Einkunftsmöglichkeiten für die Teilnehmer:innen. Weitere etwa 100 Kurse und Veranstaltungen sind meist kürzer. Sie umfassen Infoveranstaltungen zu neuen Verordnungen oder Weiterbildungen in Bereichen wie Kommunikation auf Social Media. Einige Kurse sind in der Landwirtschaft auch verpflichtend, wie z.B. regelmäßige Besuche von Kursen des Tiergesundheitsdienstes für tierhaltende Landwirt:innen.

Andrea: In der Ausrichtung des LFI wurde der Fokus des Bildungsangebots auf den grünen Bereich gelegt: Mensch, Natur, Umwelt, Ernährung, Klima. Aber auch die persönliche Weiterentwicklung der Teilnehmer:innen ist immens wichtig. So ist sie immer Teil der Zertifikatslehrgänge, damit eigene Stärken hervorgehoben werden können. Die angesprochenen verpflichtenden Kurse und Veranstaltungen bieten zudem die Möglichkeit, wichtige Botschaften zu platzieren wie das unersetzliche Projekt „Lebensqualität Bauernhof“. Denn der Bauernhof ist Lebenswelt und Arbeitsplatz in einem. Wenn an einem Betrieb persönliche Probleme auftreten, sollen die Betroffenen wissen, dass es eine Anlaufstelle in der LK gibt, um frühzeitig Unterstützung zu erhalten.

Wie kommt das LFI zum angebotenen Kursprogramm?

Petra: Es gibt jährlich Planungsgespräche mit den Fachverbänden und den Fachabteilungen der LK, um die Kurse in deren Wirkungskreisen abzustimmen. Das ist für uns extrem wichtig, um in allen Bereichen Veranstaltungen anbieten zu können, die die Menschen in diesem Tätigkeitsumfeld beschäftigen. Hinzu kommen Themen, die durch gesetzliche Anpassungen notwendig werden, wobei wir die Bäuerinnen und Bauern unterstützen wollen – so war es zum Beispiel mit den Schulungen für das ÖPUL (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft). Auch national aktuelle Themen wie Klima oder Tiergesundheit werden in die Planung mit aufgenommen. Genauso können aber auch Kurswünsche von Privatpersonen kommen, die geprüft, die Nachfrage eingeschätzt und unter Abwägung der internen Ressourcen dann aufgenommen werden oder eben nicht. Das geplante Kursangebot wird dann mit dem Vorstand abgestimmt.

Andrea: Als der Verein vor 25 Jahren gegründet wurde, herrschte seitens der Fachabteilungen und Fachverbände noch eine gewisse Skepsis, da bis dahin alles selbst organisiert wurde. Speziell durch Weiterbildungen konnten sie sich selbst einen hohen Stellenwert geben, das wollten sie nicht aufgeben. Das LFI sieht sich hier als professionelle Serviceplattform, als Abwickler in der Organisation und im Förderwesen. Heute sind wir froh und stolz, dass das Vertrauen der Partner gewonnen werden konnte. In anderen Bundesländern, wo das LFI nicht als Fachabteilung der LK, sondern eigenständig fungiert, ist dieser Konkurrenzgedanke noch stärker verbreitet.

Andrea Schwarzmann und Petra Wiedemann im Gespräch - Foto manuelpaul.com

Das Projekt Schule am Bauernhof wird von euch besonders hervorgehoben. Wieso liegt euch das Projekt so am Herzen?

Andrea: Schule am Bauernhof wird österreichweit angeboten mit einem überall gültigen Handbuch, um die hohe Qualität zu gewährleisten, und feiert übrigens ebenfalls sein 25-jähriges Bestehen. Das Projekt setzt bei den Kleinsten, den Kindern an, um das Thema Naturkreislauf und Landwirtschaft zu vermitteln. Dort werden sie von geschulten Bäuerinnen und Bauern informiert, welche häufig bereits vor der Weiterbildung eine pädagogische Ausbildung abgeschlossen haben. Eine schöne Möglichkeit, die eigene Profession und Leidenschaft auf dem Hof auszuüben und gleichzeitig einen Nebenverdienst zu erwirtschaften. Schule am Bauernhof ist ein vom Bund, Land und der Europäischen Union finanziertes Projekt im Rahmen des Programms für die Entwicklung des ländlichen Raumes und bleibt daher einheitlich bezahlbar und somit der breiten Bevölkerung zugänglich.

Petra: Dieser Zertifikatslehrgang ist für uns ein ganz spezieller, schließlich werden die Absolventen selbst zu Multiplikatoren und können Wissen vermitteln. Zum Abschluss des Kurses müssen die Teilnehmer ein Drehbuch für den eigenen Hof erstellen, der dann später praktisch umgesetzt wird. Bevor Schulklassen begrüßt werden können, gibt es noch Überprüfungen am Betrieb durch mehrere Stellen, damit der hohe Standard von Schule am Bauernhof gewährleistet werden kann.

Wie sehen die Zukunftspläne beim LFI aus?

Andrea: Ziel ist es, die Qualität auf dem aktuell hohen Level zu halten und den eingeschlagenen Weg fortzuführen. Dieser wird in regelmäßigen Workshops hinterfragt und adjustiert. Die Auslastung im Team ist mit dem derzeitigen Kursangebot passend, eine Steigerung der Veranstaltungs- und Teilnehmerzahlen wird auch nicht als Ziel vorgegeben.

Petra: Großes Zukunftsthema ist definitiv die Digitalisierung in allen Bereichen. Beim digitalen Kursangebot wollen wir die Vorreiterrolle in Österreich halten. Genauso wird die Digitalisierung unserer Kommunikation immer wichtiger. War bisher der umfangreiche Bildungskatalog für das ganze Jahr der Kern der Bekanntmachungen, so wird inzwischen verstärkt auf die Website und direkte Ansprache der Zielgruppe gesetzt. Wichtig wird auch weiterhin sein, unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern Kurse anzubieten, in denen sie für die Digitalisierung fit gemacht werden. Denn auch im landwirtschaftlichen Bereich werden KI, digitale Kommunikation etc. immer wichtiger

Andrea: Das neue Bildungsjahr hat ja erst vor kurzem begonnen, doch schon jetzt freuen wir uns alle auf den Mai, wenn die Absolventen der Zertifikatslehrgänge bei einer Veranstaltung ausgezeichnet werden. Dort sieht man die strahlenden Augen und die Freude der Teilnehmer über das Erreichte und die Motivation, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Ich empfinde diese Veranstaltung immer als Erntedankfest vom Bildungsjahr. An dieser Stelle möchte ich mich bei all unseren Fachverbänden und Partnern, der LK und dem Land Vorarlberg für die jahrelange Unterstützung, sowie unserer Geschäftsführerin Petra und dem gesamten Team des LFI für die hervorragende Leistung und ihr Engagement bei der Arbeit bedanken.

Ländliches Fortbildungs Institut

Montfortstraße 9, 6900 Bregenz
Telefon: 05574 400191
Email: lfi@lk-vbg.at
www.vbg.lfi.at

Portrait Petra Wiedemann - Foto manuelpaul.com

Petra Wiedemann M.A.
seit 5 Jahren Geschäftsführung, Qualitätsmanagement, Bildungsberatung

Portrait Andrea Schwarzmann - Foto manuelpaul.com

ÖKR Andrea Schwarzmann
seit 15 Jahren Vorstandsvorsitzende

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