Gutsverwaltung Rheinhof
BIO
Rheinhofstraße 15
6845 Hohenems
+43 5576 73316 442
Die Navigation zu einer zukunftsweisenden Landwirtschaft
Der Rheinhof in Hohenems ist eine wichtige Lehrwerkstätte für das Bäuerliche Schul- und Bildungszentrum Vorarlberg (BSBZ). Ziel ist eine autarke Versorgung mit einer Landwirtschaft, die Zukunft hat.
Wenn man die Koordinaten für eine nachhaltige und zukunftsweisende Landwirtschaft eingeben könnte, würde man unweigerlich am Rheinhof in Hohenems landen. Denn das oberste Prinzip lautet dort Selbstversorgung, die mit modernen Methoden aber auch traditionellem Wissen an die Bäuerin oder den Bauern von morgen vermittelt wird. „Wir schauen, dass wir möglichst alles selbst züchten“, bestätigt Ing. Christian Winklehner, der den Rheinhof führt. Dabei ist es ohne Navi selbst für Ortskundige nicht ganz einfach, das Gebäude überhaupt zu finden. Kurz vor dem Grenzübergang Widnau biegt die Straße von der Autobahn kommend links ab. Ein befahrbarer Weg führt dann direkt zum Hof und wer genau schaut, sieht auf den Koppeln Pferde oder auch Rinder, die es sich unter dem freien Himmel gemütlich machen. Der Biohof wird als Betrieb einer Gebietskörperschaft geführt, dessen Eigentümer das Land Vorarlberg ist. Er gilt als wichtige Lehrwerkstätte des angrenzenden Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg (BSBZ). Die Auszubildenden oder Seminarteilnehmer werden hier, was landwirtschaftliche Themen betrifft, zwischen Theorie und Praxis navigiert, sämtliche Betriebszweige werden dabei nach den Richtlinien des biologischen Landbaus geführt.
Unberechenbarer durch Klimawandel
In der Praxis bedeutet dies, dass man sich an den sich ändernden Umständen – beispielsweise was den Klimawandel betrifft – laufend anpasst. „Man muss flexibel bleiben, denn die Bedingungen sind immer anders“, beschreibt es Winklehner, ein gebürtiger Oberösterreicher, mit wenigen Worten. Alles wird unberechenbarer. Der frühere Lehrer hat in den Jahren viele Veränderungen mitgemacht. Wer in der Landwirtschaft tätig sein will, muss mit diesen umgehen lernen. Da bietet der Rheinhof idealen Praxis-Unterricht. Gut sichtbar wird dies beim Pflanzenbau. Um den Hof autark versorgen zu können, wird auf Diversität beim Anbau und auf robuste und resistente Sorten gesetzt. So wie bei den Kartoffeln, die auch gut lagerfähig sein müssen, um möglichst lange davon zehren zu können. Schließlich ist der Hof eine wichtige Versorgungsquelle für die schuleigene Küche, in der bis zu 500 Mahlzeiten pro Tag zubereitet werden. Als Mitglied der Initiative „Vorarlberg am Teller“ steht Regionalität an oberster Stelle. „Wir leben den Nahversorgergedanken“, bringt er es auf den Punkt. Dieser umfasst auch eine Kreislaufwirtschaft sowie ein ressourcenschonender Umgang mit dem Boden. Zu den artenreichsten Pflanzenfamilien zählen beispielsweise Leguminosen. Das sind Hülsenfrüchtler, von denen es insgesamt 730 Gattungen gibt. Aber nicht alle Pflanzen sind auf den Anbauflächen willkommen. Eindringlinge wie Neophyten breiten sich schnell aus, wenn nicht entgegengesteuert wird. Sie sind nur schwer zu bekämpfen. Eine Herausforderung für Mensch und Natur, ihnen Herr zu werden. Insgesamt werden 51 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet.
Tierwohl ein wichtiger Faktor
Doch was wäre ein landwirtschaftlicher Hof ohne Tiere. Die Pferde und Rinder, die man schon aus der Ferne erblicken kann, sind nur ein Teil davon. Über das ganze Jahr betrachtet tummeln sich 80 Mastschweine, 150 Puten, rund 50 Milchkühe und 45 Stück Jungvieh auf dem Hof. Der Stall – er wurde 2005 nach einem Großbrand in Holzbauweise neu errichtet – bietet Platz für 110 Stück Vieh. Der Umgang mit den Tieren – ein fixer Bestandteil im Lehrplan – ist für viele Schüler und Schülerinnen aber auch für erwachsene Kursteilnehmer:innen ein Highlight. „Sie ziehen praktisch ihr eigenes Essen auf, begleiten das Kälble vom Anfang bis zum Schluss", bemerkt der Betriebsleiter. Faktoren wie Nachzucht oder Tierpflege und -gesundheit sind Teil der Unterrichtseinheiten. Die Bedeutung des Tierwohls in der Landwirtschaft ist eine weitere Komponente, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Das kommt Christian Winklehner auch sehr entgegen, schließlich gilt es, einen Bildungsauftrag zu erfüllen. „Die Bildung der Jugend ist unsere Kernaufgabe“, bekräftigt der Pädagoge. Ziel ist es, die jungen Menschen in die Landwirtschaft zu führen und sie dort auch zu behalten. Dazu braucht es zeitgemäße Perspektiven. Nicht alle wollen beispielsweise bei Schlachtungen, die ebenfalls am Hof erfolgen, dabei sein. „Man kann, muss aber nicht“, ergänzt Winklehner. Wichtig ist nur, dass alle Prozesse durchlaufen und auch verstanden werden. So auch die Vermarktung der selbst erzeugten Produkte die über den Hofladen des BSBZ verkauft werden.
Social Media und „grüner Strom"
Auch Social Media hat in der Landwirtschaft Einzug gehalten. Die Offenheit und Transparenz sieht der Betriebsleiter als bedeutenden Faktor. So werden am Rheinhof mitunter der erste Weidegang oder die Gemüseernte im Netz dokumentiert. Auch bei Themen wie die Produktion von „grünem Strom“ spielt die Landwirtschaft einen großen Faktor. Am Rheinhof sind alle Dächer mit Photovoltaik versehen, die mehr Energie erzeugen als benötigt wird. Der Rest wird ins Netz eingespeist. Winklehner ist es ein Anliegen, dem bäuerlichen Nachwuchs Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, die landwirtschaftliche Tätigkeiten attraktiv machen. „Die Landwirtschaft darf nicht frustrierend werden, sondern sie muss Freude machen“, beschreibt der dreifache Familienvater das Credo. Es gilt die Jugend auf diesen zukunftsweisenden Weg dorthin zu navigieren. Damit auch morgen und übermorgen noch Höfe betrieben werden.
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Hofladen: Do von 16:00 bis 19:00, Betriebsführungen nach Vereinbarung möglich